Genau das macht mich EINZIGARTIG! Ich erzähle nicht nur einfach erdachte Geschichten voller Magie und Fantasie!
Ich erzähle Geschichten, die mir WIRKLICH begegnet und deshalb WAHR sind!
Hier in dieser Rubrik könnt Ihr einen kleinen Einblick von diesen Begegnungen erleben ... und vielleicht die Magie spüren, so als ob Ihr dabei gewesen seid.
Foto: Oberursel 2024
03. November 2024
Foto: Pferdekammer in der Rumpenmühle Weilrod 2021
An diesem Erzählabend plauderte ich unter anderem auch aus meinem persönlichen "Nähkästchen" mit dieser Geschichte.
Als
Stallgeruch wird der typische Geruch in einem Stall bezeichnet. Im übertragenen
Sinne meinen wir damit jedoch auch die Sinnes-Wahrnehmungen, die wir im Umfeld
eines Menschen bemerken. Wo kommt sie/er her - zu welchem Unternehmen, Familie gehörig oder Stadt- oder Landmensch? Als Menschen mit dem „richtigen Stallgeruch“ bezeichnet
man solche, die wie diese auftreten, reden, denken und sich verhalten. Sie
machen so gezielt deutlich, über gleiche Herkunft, Ausbildung und Beziehungen zu verfügen
und möchten somit als „einer der ihren“ wahrgenommen zu werden.
Als typisches Merkmal des Stallgeruches wird häufig
angesehen, wenn derjenige möglichst viele als besonders wertvoll angesehenen
Angehörige der Gruppe - also die besten Pferde im Stall - mit Namen nennen
kann. So erinnere ich mich, dass nach erfolgreichem Aufnahmegespräch an der
Goldmund-Erzählakademie zu uns Auserwählten gesagt wurde: „Vor allem werden wir
daran arbeiten, dass Ihr einen gewissen Stallgeruch bekommt, denn mir ist im
Gespräch aufgefallen, dass nicht Eine oder Einer von Euch namhafte
Erzählkünstler nennen konnte.“ - Dieser Satz und das beklemmende Bild der
Situation von damals hat sich mir dauerhaft eingeprägt. Zunächst ein wenig
schüchtern, aber dann trotzig und nachdrücklich, meldete sich eine innere
Stimme, die dieses "Postulat" widerlegen wollte!
Habt Ihr auch oftmals den Eindruck, dass Herkunft und
Beziehungen entscheidender als Leistung ist? Aber ist "fehlender
Stallgeruch" unbedingt ein Makel? Wer nicht in den Denkmustern einer
bestehenden Organisation verhaftet ist, kann frischen Wind oder eine neue
außer-gewöhnliche Note verbreiten.
Ganz schlimm finde ich, wenn jemand krampfhaft versucht,
den Stallgeruch anzunehmen, den sie/er nicht hat und der auch nicht zu einem
passt. So etwas ist wie ein besonders aufdringliches und falsches Parfüm … ganz
schwer wieder loszuwerden Und auch im normalen Alltag begegnen mir immer wieder
Menschen, die offensichtlich Wert auf solche „Duft-Akzente“ setzen. Da werden
Namen genannt von Coaches, Autoren, Künstlern und Influencern … dass diese
Bücher, Seminare, Workshops im Leben so entscheidend für den eigenen Business-
oder Lebensweg waren und wie viele Follower die alle haben. Früher habe ich
dann immer ein schlechtes Gewissen bekommen, weil ich diese Leute nicht einmal
kannte.
Leider verwechselt man so leicht Mehrheit mit der
Wahrheit, doch Wahrheit können wir nur in uns selbst finden. Wie anders ist es
sonst zu erklären, dass ich oft am Ende einer Weiterbildung oder eines
Sachbuches sagte: "All das habe ich doch alles schon gewusst, erlebt und
auch danach gehandelt. Ich fühle mich einfach bestätigt und gestärkt!"
Manchmal war es ganz schlimm, wenn ich das genauso als Feedback gegeben habe.
Warum? Nun, weil man mir ja "etwas beibringen" wollte.
Also ist mein wichtigster Impuls aus all diesen
Erfahrungen - egal durch wie viele Ställe ich schon gegangen bin - dass ich
meinen eigenen Geruch nicht verlieren will ... andere Gerüche dürfen ihn nicht
überdecken ... er ist einfach zu wertvoll und an diesem Geruch erkennen mich
immer die Menschen, die mir wichtig sind. Und wenn es auch Menschen gibt, die
mich nicht riechen können, dann ist das eben so!
Und, wenn Ihr später einmal an irgendetwas denkt, was ich
Euch erzählt habt … dann bitte NICHT vordergründig an meinen Namen … Erinnert
Euch vor allem an die Geschichten: WAS haben sie Euch geschenkt und WIE haben
sie Euch genützt … WARUM fühlt Ihr Euch gut damit? Gebt die Geschichten weiter,
damit sie nicht verloren gehen!
Diese Foto-Collage stammt aus einem Instagram-Beitrag vom 3. Oktober 2020 - wie es der Zufall wollte, wurde ich heute daran automatisch daran erinnert. Und es passt zu meiner "Plauderei" im Beitrag unten über die "Bad Camberger Festspiele".
In einer Zeit, als es unsere Scheune noch keine "Treisberger Erzählscheune" war - ja man nur über die Außenluke oben hinein gelangte und dort noch noch Chaos herrschte ....da gab es schon "Kunstausstellungen" im Hof.
In einer Zeit, als Corona-Einschränkungen das Leben bestimmten und
viele Veranstaltungen abgesagt oder gar nicht geplant wurden, da wagte
ich es, zweimal einen Kreativ-Markt auf unserem Hof im Freien zu
veranstalten. Wurden die Vorbereitungen des Sommermarktes noch skeptisch
(und auch warnend) beurteilt, so waren sich alle beteiligten
Standbesitzer und Besucher dann einig: Das muss wiederholt werden!So
fand am 3. und 4. Oktober der zweite Markt unter dem Titel "Treisberger
Herbsttreiben" statt.
Genauso wie damals keiner der Aussteller
eine Standgebühr bezahlen musste, so ist das auch, wenn sich heute in
der Scheune befreundete Künstler/innen zeigen. Es geht mir nicht ums
Geld, sondern um die Förderung von Kunst, Kultur und Kreativität. Ich
freue mich, wenn sie sichtbar und wertgeschätzt werden. Und diese
Wertschätzung scheint damit auch auf mich!
Ich sehe diese Erinnerung nun heute auch im Zusammenhang mit meiner vorigen "Plauderei" hier vom 24. September 2024
Lange habe ich darüber nachgedacht, wie ich mit dem Verhalten des Vorstandes des "Bad Camberger Festspiele e. V." umgehe. Ich habe einige Zeit verstreichen lassen und gehofft, dass sich vielleicht doch noch mal jemand bei mir meldet ... dass es ein Missverständnis gibt, der Mitgliedsantrag vielleicht wieder aufgetaucht ist und man mich vielleicht um Entschuldigung bittet. Nichts geschah! Jemand gab mir den Tipp, doch einfach eine Rechnung zu schreiben, aber ich fand das ungerecht gegenüber den anderen Darstellern, die als Mitglieder des Vereins ja auch keine Gage oder wenigstens eine Aufwandsentschädigung erhalten.
Doch finde ich grundsätzlich, dass
35 Proben- und Auftrittstage mit insgesamt etwa 100 Stunden innerhalb
von 5 Monaten und 1500 Fahrtkilometer eine angemessene WERTSCHÄTZUNG
verdienen. Und dann fiel mir eine Lösung ein, denn ich erinnerte mich daran, dass ich vor Jahren sehr positive Erfahrungen mit großen Benefiz-Mittelaltermärkten hatte. Auch dort bin ich mehrmals ohne Gage aufgetreten. Am Ende gab ich an, was ich normalerweise dafür in Rechnung stellen würde und erhielt eine Spendenquittung über diesen Betrag von dem veranstaltenden Verein.
Ich habe also dem Theaterverein eine Rechnung für 6 Aufführungen entsprechend meinen Honorarrichtlinien geschrieben. Allerdingshabe
ich dazu ausdrücklich das Angebot gemacht, dass mit einer SPENDENBESCHEINIGUNG für geldwerte Leistungen diese Rechnung ebenfalls beglichen werden kann.
Der
"Bad Camberger Festspielverein e. V." hat dies abgelehnt und mich
aufgefordert, die Rechnung innerhalb einer Woche zurückzuziehen. Ich bin jedoch nicht bereit dazu!
Ich
habe mit ausführlicher sachlicher Begründung aus meiner Sicht
geantwortet. ES GEHT MIR NICHT UMS GELD! Selbst wenn die Rechnung niemals beglichen wird:
Der Schriftwechsel und damit Nachweis dieser Angelegenheit werden für mindestens 10 Jahre auf
beiden Seiten aufbewahrt werden müssen und Zeugnis des Handelns sein. Sie werden daran erinnern, dass auch innerhalb einer gemeinnützigen Tätigkeit WERTSCHÄTZUNG unerlässlich ist!
DAS WICHTIGSTE ZUM SCHLUSS: Ich bereue nichts! Ich habe die Herausforderung (ja, das war es für mich) mit Freuden angenommen und mit Freude und Begeisterung gespielt! Ich bin dankbar für das Vertrauen der Regie, mir eine Hauptrolle zu übertragen und für die Zusammenarbeit sowie das positive Feedback im Darsteller-Team. Ich habe daraus viel gelernt!
24. September 2024 Die Überschrift ist ein Zitat, die Frage gehört zu den letzten Worten des Stückes "Der zerbrochene Krug". In diesem Sommer habe ich ihn in der Rolle der "Frau Marthe Rull" gesprochen ... auf den ungezählten Proben von April bis Mitte August und auf der Bühne vom 16. - 23. August 2024 bei insgesamt sechs Vorstellungen. Nun hat diese eigentlich großartige Zeit ein eher trauriges Nachspiel gefunden! Nach fünf Tagen und Nächten voller Überraschung, Verwunderung und auch Selbstzweifel brachte mich heute eine Erzählkollegin mit ihren Gedanken über das Märchen "Aschenputtel" darauf, dass die Geschichte raus muss!
WARUM SOLLTE ICH "DEN BALL" EINFACH DEMÜTIG UND BESCHÄMT VERLASSEN? WARUM SOLLTE ICH DARÜBER SCHWEIGEN? ICH MUSS ES EINFACH ERZÄHLEN ... HIER!
Wusstet Ihr, dass die Frauen früher ihre Geheimnisse ihrem Nähkästchen anvertraut haben? Daher kommt nämlich die Redewendung der "Plaudereien aus dem Nähkästchen". Und in den Märchen gibt es auch Beispiele für geheimnisvolle Orte, denen sich die Helden und Heldinnen anvertraut haben, wenn etwas unaussprechlich oder verboten war. Da wäre zum Beispiel:
* der Eisenofen (siehe "Die Gänsemagd" oder in "Der Eisenofen") * das Eichhörnchen-Nest (in dem mongolischen Märchen "Der Khan mit den Eselsohren") * das tiefe Loch in der Erde
Der zweite "Wink" war mein Instagram-Beitrag, von dem ihr oben das Foto seht. Ich hatte ihn am 16. Juli 2024 veröffentlicht und heute zufällig beim Öffnen meines Profils wieder gesehen. Ich schrieb damals, dass mir das Theaterspiel so viel Freude macht, dass ich nicht nur aus Versicherungsgründen für die Spielzeit einen Antrag auf Mitgliedschaft im Festspiel-Verein gestellt hatte, sondern den Verein "Bad Camberger Festspiele e. V." auch weiterhin im Sinne der Kulturförderung unterstützen möchte. Diesen Antrag übergab ich der Regieassistentin, die ihn an den Vorstand weiterleitete. Zu diesem Zeitpunkt war mir bereits bewusst, dass die Theater-Darsteller weder Gagen noch Aufwandsentschädigungen für ihre Auftritte bekommen. Lediglich Getränke und Pausenimbiss während der Vorstellungen wurden vom Verein gestellt. Es ist eben Ehrenamt! Ich persönlich habe es für mich als Weiterbildung gesehen und wirklich viel Erfahrungen insbesondere in der Bühnenpräsenz gesammelt. Bei der letzten Vorstellung wurden wir dann vom Vorstand MÜNDLICH wie alle Beteiligten auch vor und hinter der Bühne zu einem "Dankeschön-Busausflug" am 21. September 2024 eingeladen. Diese Einladung war - wie ich in dieser Rede erfuhr - auch bereits per Mail an die Mitglieder gegangen (inkl. Adresse, unter der man sich anmelden sollte). Da ich diese Mail nicht erhalten hatte, ließ ich mir von einer anderen Darstellerin die Info senden und meldete mich sofort nach der letzten Vorstellung dafür an.
Vier Wochen lang hörte ich nichts! Am Abend des 19. Septembers - zwei Tage vor dem Ausflug - erhielt ich folgende Mail:
Hallo Frau Kliem,vielen Dank für das Interesse am Vereinsausflug am 21.09.2024. Die
Nachricht der Anmeldung hat uns erreicht. Da wir bei der Reservierung
aber zunächst die Anmeldungen der Vereinsmitglieder vorrangig
berücksichtigen, müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass keine
Teilnehmerplätze mehr zur Verfügung stehen. Wir bedauern Ihnen diese
Absage senden zu müssen.Viele Grüße
--
Bad Camberger Festspiele e.V.
Nadine Kairies 1. Schriftführerin
Ihr könnt Euch sicher vorstellen, wie überrascht ich war! Schon allein die Anrede ... wir haben uns "am Set" immer mit Vornamen angesprochen. Und dann galt doch die mündlich ausgesprochene Einladung - unabhängig von der Mitgliedschaft - für alle Darsteller! Ich habe daraufhin geantwortet, dass da wohl ein Fehler vorliegt, denn ich bin ja auch sehr wohl Mitglied im Verein. Daraufhin erhielt ich diese Antwort:
Hallo Frau Kliem,vielen Dank für die Rückmeldung. Mitgliedsanträge werden im Regelfall nicht abgelehnt. Ein
schriftlicher/unterschriebener Mitgliedsantrag liegt dem Verein jedoch
leider nicht vor. Schriftliche Einladungen oder allgemeine
Vereinskommunikation erfolgen schon aus organisatorischen und
datenschutzrechtlichen Gründen nur bei explizit gewünscht hinterlegten
Daten in der Mitgliederdatenbank. Danke für die guten Wünsche und ebenfalls alles Gute.Viele Grüße--
Bad Camberger Festspiele e.V.
Nadine Kairies 1. Schriftführerin
Obwohl ich keinen Zweifel an der Zuverlässigkeit unserer Regieassistentin hatte (die mich nach der Vorstellung auch noch fragte, ob alle die Mail erhalten haben und sie noch einmal nachfragen wollte, als ich ihr sagte, ich hättte sie nicht bekommen), schrieb ich ihr eine Mail mit der Schilderung dieses Sachverhaltes. Zur Antwort bekam ich genau das, was ich erwartet hatte: Sie hatte meinen Antrag dem Vorstand übergeben und auch mehrmals nachgefragt, ob der bearbeitet wurde und man hätte ihr das IMMER bestätigt! Und so stelle ich mir die Fragen: Wie konnte mein Mitgliedsantrag verschwinden? Warum wird eine Darstellerin durch den Vorstand von einem "Dankeschön" ausgeschlossen? ... Nachtrag am 25. September 2024: Der Herbst zeigt uns, wie wundervoll es sein kann, loszulassen! „Wirf Deine Gedanken wie Herbstblätter in einen Fluss, schau wie sie hinein fallen und davon treiben … und dann vergiss sie.“ Es wird uns leichter - wir werden leichter, friedlicher und schöner. Wir haben uns erleichtert! Und nach einer Weile stellt sich nicht nur Zufriedenheit und ein besonderes Glücksgefühl ein, sondern auch innere Fülle und Kraft.
In dem mongolischen Märchen, das ich oben erwähnte, vertraut der Held seine Gedanken, die ihn krank gemacht haben, einem verlassenem Eichhörnchen-Kobel an. Danach ist er nicht nur geheilt, sondern kann seinem Gegner innerlich stark, selbstbewusst und klug gegenübertreten.
03. September 2024 Nach dem Wochenende mit Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen, bei denen in beiden Bundesländern die als gesichert rechtsextrem eingestufte AfD jeweils ein Drittel der Wählerstimmen bekommen hat, sind die Nachrichten - ja, gefärbt durch verständliche Befürchtungen - sehr düster! Doch ich will mich nicht in diesen "Strudel" ziehen lassen. ICH WILL TEIL DER HOFFNUNG SEIN, die sich viele wünschen - die alle brauchen! Ich will GUTE GESCHICHTEN ERZÄHLEN ... auch die kleinen LICHTBLICKE! So wie diese:
LICHTBLICK DES TAGES War
gerade auf meiner täglichen „Morgentippelei“ zum Dorfbrunnen, um die
Pflanzen im Garten zu gießen. Schön wenn es dabei von Nachbarinnen
freundliche, herzerwärmende Worte gibt! ❤️ Meine neue Frisur kommt an.
„Jetzt bist du DU! Und es passt zu Deinem Beruf!“, sagt sie!
Bereits
gestern bei meiner Zahnärztin wurde ich bei ihrer Begrüßung mit
Komplimenten überschüttet - auch wegen meines Kleides! So ist Frau Dr.
Sarnowicz (Meine Zahnärzte - Neu Anspach): immer ein Lachen, immer freundlich, immer Herz und Seele in ihren Patienten sehen und ansprechen!WIR BRAUCHEN MEHR SOLCHER HERZENSMENSCHEN!
Foto: Friedberg 2014
6. Juli 2024 Es gibt in meinem Repertoire einige Märchen und Geschichten, die von der "Macht der Worte" handeln. Da ist die Geschichte vom "Wilden Wildschwein Utz", die ich schon aus meiner Zeit als Coach in einem großen Unternehmen in meinen Erzählerberuf mitgebracht habe (aus dem Buch "Schlüsselmomente - ein außergewöhnliches Kommunikationsbuch" - es steht auch in meiner Märchenbibliothek - danach habe ich später sogar mal ein ganzes Erzählprogramm benannt). Und dann gibt es da auch noch "Üble Nachrede", eine kleine Weisheitsgeschichte, die ich sogar noch länger kenne, sehr oft erzählt habe und deren Handlung ich vor etwa 6 Jahren in den Taunus verlegt habe. Von Naceur Aceval kenne ich "Habra, die Tochter des Löwen" und "Der Sohn des Wesirs" (die ich allerdings noch nie erzählt habe).
„Worte sind wie Gewehrkugeln. Einmal aus dem Lauf gefeuert, gibt es kein Zurück mehr.“ (Sprichwort)
Ja, alle Wunden heilen eines Tages, alle! Nur die Wunden, welche von bösen Worten zugefügt wurden, diese Wunden heilen schwer ... manchmal auch nie.
Wie können wir uns davor schützen, "Gewehrkugeln abzufeuern"? Wie können wir vermeiden, "von Gewehrkugeln getroffen zu werden"?
Wir Erzähler haben da auch eine besondere soziale Verantwortung, die unser Berufsverband in den sogenannten "Feuersteiner Thesen" (weil beim Jahrestreffen auf der Burg Feuerstein erarbeitet) zusammengefasst hat:
In Bezug auf den Alltag und auf so manche Diskussion in den sozialen Medien erinnere ich mich heute noch an einen Gedankenimpuls, den ich in meinem früheren Newsletter "Lichtblicke per Mail" mal gab:
"Wenn ein Goldfisch krank ist, dann behandeln wir das Wasser - nicht den Fisch!" (Sprichwort) Ja, vielleicht ist es gut, die Umgebung zu wechseln, in der ich mich nicht wohl fühle. Vielleicht ist es auch sinnvoll, nicht in jeder Diskussion mitzumischen ... sich einfach umzudrehen und zu gehen, damit die "Kugeln ins Leere gehen"! Vielleicht ist es auch besser, einfach mal die richtigen Fragen zu stellen ... statt auf eigenen Standpunkten zu beharren oder Aufgeschnapptes unrefektiert weiterzugeben?
24. Juni 2024 Den obigen
Satz schrieb ich genau vor 5 Jahren. Es war
meine gedankliche Zusammenfassung einer Diskussion innerhalb
unserer "Geschichtenburg" (ein kleines und feines
Online-Erzähler-Netzwerk, das ich über viele Jahre moderierte). Und er trifft nicht nur auf Erzählkünstler zu.
Dabei
suchte ich nach einem Verb ... nein, nach einem Bild für den 2. Teil
des Satzes. Das Wort "be-haupt-en" hat es mir geliefert. In der
Wortbedeutung heißt es: "etwas mit Bestimmtheit sagen, überzeugt sein,
hartnäckig und im Ernst etwas als sicher darstellen". So etwas tut man
mit erhobenen Haupt und nicht mit gebeugter Haltung. Man stellt sein
Licht nicht unter den Scheffel und ist auch nicht verlegen, Argumente
für diese Aussage zu finden. Denn,
wer etwas wirklich überzeugend behauptet, ist der Sache gewachsen und
zeigt das auch! Wenn wir uns behaupten, dann lassen wir uns nicht ins
Bockshorn jagen - wir geben nicht klein bei. Das erfordert Mut, Kraft
und Selbstvertrauen. Und dieses Bild kann es uns geben - oder was meint
Ihr?
In der Diskussion äußerte sich jemand darüber, dass es doch ganz schön schwer ist, ein/e richtig gute/r Erzähler/in zu werden. Auf meine Nachfrage, wie sie denn dies definieren würde, kam die Antwort, dass es schwer zu sagen ist. Und genau
deshalb habe ich auch in den ersten Teil des Satzes keine solche
"Wertung" gelegt. Ob ein/e Erzähler/in richtig und wirklich gut ist,
hängt von subjektiven Meinungen ab, vom Anspruch, Wünschen und
Erwartungen des Publikums sowie der/des Erzähler/in
selbst und auch inwieweit man sich von denen der Erzähler-Gemeinschaft
beeinflussen lässt. Und dann kommt auch noch hinzu: Mancher ist für
dieses Publikum als Erzähler/in sehr gut, für ein anderes aber nicht so
sehr. Für mich geht das alles in die Richtung "behaupten" ... sich der
eigenen Qualität bewusst sein.
05. Juni 2024 - Vor 9 Jahren veröffentlichte ich auf Facebook diesen Beitrag: "Ich
BEWERBE mich NICHT MEHR auf Mittelaltermärkte! Wer wirklich Wert darauf
legt, einen Markt zu veranstalten, bei dem nicht nur Tavernen und
Bühnen-Musikgruppen gefragt sind, sondern traditionelle Handwerkskunst
und Geschichte in Geschichten, der darf mich gerne einladen. Und wichtig
ist auch: Ich komme nicht ohne eine angemessene Gage - eine
Wertschätzung, die es einer Berufserzählerin ermöglicht, die
Aufwendungen zu decken und den Lebensunterhalt zu bestreiten!"
Ich hatte mich damals sehr darüber geärgert, wie wenig Wertschätzung den Kleinkünstlern entgegen gebracht wird. Es ging mir dabei nicht nur um mich und auch nicht nur um das Geld. Es war einfach die Art und Weise des Umgangs von vielen Veranstaltern. Zum Beispiel, dass Angebote nicht beantwortet wurden, dass man einfach als Möglichkeit zur Kinderunterhaltung angesehen wurde (die keine besondere Erwähnung im Programm erfordert oder nur unter der Bezeichnung "Märchenzelt" oder "Kinderprogramm" zusammengefasst wird, statt sie namentlich unter den Künstlern zu erwähnen), dass einem ein Standplatz irgendwo im Lager oder in der hintersten Markt-Ecke angeboten wurde, wo einen keiner mehr sah (schon gar nicht Pressevertreter) und dass meine ausdrücklichen Angebote, auch auf der Bühne zu erzählen, kein Gehör fanden.
Ich bekam viele Kommentare darauf, z. B. dass ein Veranstalter "NICHT die Aufgabe hätte, den Wert (der Aktiven) zu vermitteln". Oder der Satz: "Applaus ist das Brot des Künstlers!" - Selbst Menschen, die mich kennengelernt und als Erzählerin gehört hatten, schrieben: "Für mich klingt das wirklich sehr nach 'hohem Ross' und das finde ich dann wiederum sehr schade." - Ich müsse dann eben meine Darstellung auf den Märkten überdenken ..."mehr ins Geschehen gehen, ins Lager und dort mehr TELLERGELD generieren. Und eine KLEINE GAGENFORDERUNG (resp. Kost, Logis, ggf. Spritgeld) müsse doch ausreichen, um kostendeckend mit einem kleinen Plus mein Gewerk zu betreiben". Und mir wurde aufgezählt, welche Kleindarsteller doch alle mit viel weniger zufrieden seien und auch Attraktionen sind.
Wörtlich: "Mitunter
ist eine Umstellung dessen was man tut besser als das trotzige aufs
hohe Ross klettern. So bliebest Du der bunten Mittelalter-Marktszene
erhalten, hättest ganz gewiss sehr viel mehr im Säckel als jetzt und vor
allen Dingen hättest Du eine sehr viel breitere Zuhörerschaft als jetzt ..." UND DAMIT WÄRE ICH IRGENDWANN AUF STAATLICHE UNTERSTÜTZUNG ANGEWIESEN!
Heute habe ich diesen Beitrag als Erinnerung geteilt und dazu geschrieben: Tja, es hat sich nichts geändert in den 9 Jahren ...Ich bewerbe mich nicht auf Mittelaltermärkte!Erst vor einigen Monaten hatte ich wieder zwei Anfragen. Von dem einen (sehr bekannten) Veranstalter habe ich KEINE ANTWORT auf mein Angebot erhalten. dem anderen war ich "zu teuer" - er hat mir allerdings sehr zeitnah und freundlich-wertschätzend abgesagt.
Es geht mir um die allgemeine Anerkennung, Wertschätzung und um Respekt. Und da sind Veranstalter für mich sehr wohl in der Verantwortung, dies auch ihren Besuchern für jeden einzelnen Künstler vorzuleben - genauso wie wir auf der anderen Seite zum Image des Veranstalters beitragen. Bei JEDER Veranstaltung - nicht nur bei Mittelaltermärkten! JA, ich erlaube mir diesen "Hochmut" (und zwar in der besten Bedeutung dieses Wortes)!
PS: Es gibt inzwischen nur noch einen einzigen Mittelaltermarkt, wo man mich auch in diesem Jahr wieder findet ... wo man mich auch im letzten Jahr wirklich sehr vermisst hat, weil ich wegen des fehlenden Zeltes absagen musste ... wo ich wertgeschätzt werde: Die "Oberurseler Feyerey" am 03./04. August 2024!
01. Juni 2024 Das Foto entstand vor 14 Jahren in Potsdam - genauer gesagt im Park von Sanssouci - als ich dort nach meiner 550 km langen Wanderung ankam. Der Schal, den ich dort trage, ist aus reiner Seide und handgefärbt. Ich hatte ihn auf einer meiner letzten Etappen von meiner Gastgeberin geschenkt bekommen. Natürlich habe ich ihn auch heute noch! Er ist mir WERTVOLL!
Im "zerbrochenen Krug" wird die Klägerin Marthe gefragt, was ihr denn der Krug so wert. Sie kann es nicht in Zahlen und Münzen bemessen. Sie muss ERZÄHLEN, "wie lieb und teuer dieser Krug gewesen".
Über Geld spricht man nicht! - So lautet ein Sprichwort und mancher fügt hinzu: "... man hat es!". Aber ist Geld wirklich alles? Das schrieb diese Woche eine meiner Bekannten auf Facebook:
"Und
wieder ein Post, den ich am liebsten nicht teilen würde. Denn über Geld
spricht man nicht. Ich werde es heute dennoch tun, denn ich bin nicht
hier um dem Mainstream zu gefallen, sondern um die zu erreichen, für die
meine Worte wichtig sind."
Doch, wir DÜRFEN darüber reden ... wir SOLLTEN vor allem davon ERZÄHLEN, dass Geld eben nicht nicht alles ist ... dass alles, was so viele Menschen in Geld bemessen, auch eine andere Seite und viele unterschiedliche GESCHICHTEN hat.
24.05.2024 An diesem Regentag führte mich ein Gedankenspaziergang dazu, diese Rubrik auf meiner Webseite nach 6 Jahren wieder zu eröffnen.
Gestern war wieder Theaterprobe für die Bad Camberger Festspiele im August - meine erste nach unserem Urlaub und erstmalig völlig ohne Textbuch. Es hat ganz gut geklappt, ich bin textlich zufrieden mit mir und dem Regisseur gefällt die Umsetzung der sprachlichen Rollen-Charakterisierung schon sehr gut! Meine Stimme hab ich auch schon gekräftigt. An der Gestik muss ich noch arbeiten. Ich merke, wie wertvoll dieses Projekt auch in Bezug auf meine Erzählkunst-Darstellung ist. Eine Win-Win-Situation für den Theaterverein und mich.
Während ich gerade meinen Sauerteig-Ansatz von gestern Abend zu einem Brotteig verarbeite, höre ich mir in der ARD-Mediathek einen Märchenfilm an. JA, HÖRE! Anhand des Textes und der Filmmusik stelle ich mir die Bilder dazu vor. Es ist nicht schwer, das Märchen ist mir vertraut, die Verfilmung 55 Jahre her und schauspielerisch einem Theaterstück ähnlich. Jedes Detail entsteht in meinem Kopf. (Meine BT-Hörgeräte unterstützen die Wirkung!)
Und eine Erkenntnis wird wieder präsenter: Ich werde wieder weniger auf Instagram aktiv sein und mich nur noch auf meiner Facebook-Seite zeigen!
Diese Flut von Reels, Stories und Challenges erzeugt in mir keine wirkungsvollen und nachhaltigen Bilder. Sie sind so flüchtig, ohne Erinnerungen und ich empfinde sie oft als künstlich, reproduziert, nachgeahmt. Und ich selbst kann mich einfach nicht auf diese Weise darstellen. Vor Jahren habe ich schon eines meiner Mottos geprägt: Mich gibt es nicht als Kopie und man kann auch keine „Konserve“ von mir bekommen, mich könnt Ihr nur live erleben!
Fotos und Texte von mir dürfen neugierig machen auf das, was ich von Mund zu Ohr (und Auge in Auge) zu erzählen habe. Wer nicht den wirklich drängenden Wunsch verspürt, mir auf diese Weise zu lauschen, kann den Wert meiner Kunst nicht schätzen! Genau deshalb plaudere ich nun auch wieder hier auf meiner eigenen Webseite "aus dem Nähkästchen" in den GEDANKENSPAZIERGÄNGEN.
Und ansonsten: Besucht mich zu einer meiner Veranstaltungen und erzählt es unbedingt weiter, wenn es Euch gefallen hat!
(27.06.2018) Lange habe ich hier nichts mehr geschrieben. Nun gibt es einige wunderschöne Bilder von einer gestrigen Veranstaltung, die ich Euch gerne zeigen möchte und dahinter verbirgt sich auch eine besondere Geschichte:
Vor einem halben Jahr hatte ich eine Knie-Operation. Die Weitwanderungen mit Gepäck haben den Gelenken ganz schön zugesetzt. Hinzu kam, dass ich auf der Wanderung im letzten Jahr auf das linke Knie gestürzt war. Es musste also eine Teilprothese eingesetzt werden. Damit verbunden war natürlich eine monatelange Therapie und Wanderpause. Das Laufen bergab fällt mir heute noch sehr schwer. Aber für gestern hatte meine Freundin Bianca von "taunusreich" eine "Heidelbeer-Tour" im Feldberg-Gebiet angekündigt und ich wollte unbedingt ein Stück mit gehen. Schließlich habe ich Bianca auch schon so lange nicht gesehen und wir hatten in den letzten zwei Jahren einige gemeinsame Touren, die wunderschön waren.
Also entschloss ich mich in Absprache mit ihr, die Gruppe an einem schönen Punkt - dem Feldberg-Born - zu überraschen und ihnen eine Geschichte zu erzählen. Natürlich sollte es mit Heidelbeeren zu tun haben und am Tag vorher fand ich auch das dazu passende Märchen: "Der Heidelbeer-Zweig" aus dem italienischen Pentamerone. Wie gut, dass ich meine Erzählungen nicht auswendig lerne! So ließ ich mir die kurze Inhaltsangabe in den 24 Stunden davor einfach mal durch den Kopf gehen und entwickelte meinen eigenen "roten Faden" anhand dessen ich dann live und ganz spontan meine Version des Märchens erzählte.
Am 14.03.2017 war ich mit einem Freund bei strahlendem Sonnenschein unterwegs zum Altkönig und zur "Weißen Mauer". Er hatte mir anboten, ein Video von mir zu drehen und da ich mich in der Natur sehr viel freier fühle, er den Altkönig noch nicht kannte und es so eine sagenhafte Kulisse ist, machten wir uns auf den Weg. Einige Impressionen findet Ihr nun hier (Fotos von Hjal Vindur Erwinson)
"Die kluge Bauerntochter"
Pop-Up-Buch ARTIA-Verlag Prag
Zu Weihnachten habe ich mir selbst einige Märchenschätze geschenkt. Bücher aus dem ARTIA-Verlag Prag, teilweise über 30 Jahre alt ... Märchen aus aller Welt. Und suche begierig nach neuen Geschichten für mein Repertoire. Besonders freue ich mich über das oben im Bild - eines meiner Lieblingsmärchen.
"... Als Aladdin seine Frau Badre el Budur befreit hatte, erzählte Aladdin ihr, wie er damals die Wunderlampe gefunden hatte. Er beschrieb ihr den zauber- haften Garten, an dessen Bäumen Blätter aus Smaragden und Turmalinen und Früchte aus Rubinen, Saphiren, Amathysten und Diamanten wuchsen.
Badre el Budur webte dazu einen Teppich der diese Herrlichkeit für alle Zeiten festhielt."
Der Kreativ-Wochenkalender war ein Weihnachtsgeschenk meiner Tochter. Jede Woche ein Ausmalbild, das an Märchen erinnert. Manchmal kommen mir diese Gedanken beim Malen - genauso wie in diesem Fall.
Am 11./12. Februar 2017 stellt sich die "Hochzeitskooperative" wieder in der Goldschmiede "Formvoll" Niederolm vor. In Vorbereitung auf diese Veranstaltung hat mich spontan die (sonst er in mir schlummernde) Bastel-Kreativität gepackt. Aus einem Marmeladenglas entstand ein festliches Windlicht.
Glas mit Bastelkleber einpinseln und mit Zellstofftaschentuch bekleben. Es darf ruhig ungleichmäßig ("frostig") aussehen. Zwei Tischdeko-Herzchen aufgeklebt und den Rand mit einer Wachsperlenkette verziert ... sieht auch sicherlich sehr schön als Blumenvase auf dem Hochzeitstisch aus.
Hier entsteht ein Tuch für die Schneefrau "Yuki-Onna" ... eine Gestalt aus der japanischen Märchen-Mythologie. Wolle: Yak mit Seide, verziert mit weißen Wachsperlen.
Fast
wie auf diesem alten Gemälde von Anders Zorn (schwedischer Maler) hat es ausgesehen am 23./24.
September in Treisberg. Die „Alte Schule“ wurde Backstube umfunktioniert,
die Kunst des traditionellen Brotbackens in einem „Workshop“ (wie es in
heutiger Zeit heißt) an interessierte Dorfbewohner weitergegeben.
Den „Hefeling“ (trockener Sauerteig vom letzten Backen) hatten die Profis schon
am Morgen in der gut geheizten „Stubb“ angesetzt, er blubberte in ca. 6 Litern
Wasser in einem Eimer. 25 kg Roggenmehl lagen bereit und wurden in dem
hölzernen Backtrog auf einer Seite ausgeschüttet. Und dann brauchte es mehrere Helfer. Während ich also einen Sieb-Durchschlag hielt, durch den jemand den
Hefe-Ansatz goss, verteilte und vermengte mein Mann die durchlaufende Masse
immer wieder mit einem Teil des Mehls. Sorgfältig zerdrückte er zwischendurch
die größeren Hefestückchen, die in dem Sieb hängenblieben. Sie sollten ja nicht
als Klumpen im späteren Brot zu finden sein. Mit ein wenig Wasser wurde
zwischendurch und zum Schluss die Ansatzmasse noch in eine leicht flüssige
Konsistenz gebracht und schließlich mit einigen Händen voll Mehl bestäubt. Abgedeckt musste nun dieser Vorteig bis zum nächsten Morgen gehen.
„Ach gib mir etwas zu essen, ich bin so hungrig!“ –
Diese Bitte ertönt in vielen Märchen. Und fast immer bezieht sich die Antwort
auf das Brot, wenn auch in unterschiedlichen Reaktionen der Protagonisten. Die
einen wehren ab, der „Dummling“ teilt sein „Aschebrot“ mit dem Mütterchen oder
dem Alten und manch einer sagt auch: „Nimms hin! Gott segne es dir!“
Brot als Wegzehrung kommt
sehr häufig vor und es ist oft das letzte, was jemand hat. Ist es gegessen oder
nicht mehr da, droht der Hungertod. Brotbacken war eigentlich immer eine
weibliche Kunst, doch bei uns kneteten fleißig die jungen Männer.
Jetzt
wurde also der Hefeansatz zusammen mit dem Mehl, Wasser und 7 Händen voll Salz
verknetet. „Macht nicht so viel Salz dran, der Schweiß salzt auch noch!“ hörte
ich jemanden scherzhaft rufen. Natürlich kann man die Zutaten auch abwiegen
oder abmessen. Mit der Zeit
weiß allerdings eine gute Bäckerin oder ein guter Bäcker, welche Konsistenz der
Teig haben sollte und wann es richtig ist. Schließlich ist auch nicht jedes
Mehl gleich, weil das Korn nie gleich ist. Und was den Salzgehalt betrifft, da
hilft auch eine Geschmacksprobe.
Für
den Verlauf der Garzeit hat übrigens auch jede Familie ihre eigene Art: Die
eine gibt den fertig gekneteten Teig sofort in die mit Tüchern ausgelegten
Gärkörbchen. Die anderen lassen ihn erst einmal im Backtrog gehen. Den Vorteil
der letzten Variante erklärte Gerhard Hodel so: „Manchmal schwitzt der Teig
übermäßig. Dann muss vor dem Formen noch Mehl untergeknetet werden, damit die
Laiber nicht beim Backen breit laufen. Es ist schon passiert, dass wir einmal
alles Mehl noch im Dorf zusammenkratzen mussten, so sehr hat der Teig Wasser
auf der Oberfläche gebildet.“
Während
der Garzeit muss man jedoch nicht einfach die Hände in den Schoß legen. Zum
einen wird der Ofen angezündet. Zum anderen hieß es: Äpfel schälen, Zwetschen
entsteinen und Quarkmasse bereiten für den Brotkuchen … der bekanntlich das
Beste ist am Brotbacken. Und da die September-Sonne es sehr gut mit uns meinte,
setzte ich mich draußen vor die „Alte Schule“ auf die Bank und erzählte beim
Äpfel-Schälen den beiden 7jährigen Mädchen (die mit ihrer Oma dabei waren) ein
Märchen, das mir ganz spontan eingefallen war, als ich die Männer beim
Teigkneten beobachtete.
Da
ging es nämlich um eine arme Witwe mit vielen Kindern, die nur eine einzige
Arbeit für sich finden konnte und das war, für eine reiche Nachbarin den
Brotteig zu kneten. Diese Arbeit mochte die feine Frau wohl nicht … zu schwer,
zu schmutzig. Wenn nun die arme Frau den Brotteig geknetet hatte, dann klebte
der ja an den Händen und den Armen.
So ging die arme
Frau nach Hause. Dort nahm sie einen Topf mit
sauberem Wasser und wusch sich den Brotteig fein säuberlich und gewissenhaft
ab. Und mit dem in dem Wasser gelösten Teig kochte sie für ihre Kinder immer eine
köstliche Brotsuppe.
Damit
machte sie die Kinder so satt, dass sie stets gesund und rotbäckig
aussahen … viel gesünder als die Kinder der reichen Nachbarin. Und die wurde natürlich nachdenklich und ging der Sache auf den Grund. Und
so kam es natürlich so, dass die arme Frau schließlich nicht mehr mit den
Händen voller Teig gehen durfte. Sie musste sich vorher waschen … Und was dann
geschah? Nun, das ist eine lange Geschichte!
Als
dann der Teig gut aufgegangen war, ging es an das Formen der Laiber. Dann hieß
es warten … bis der Ofen durchgebrannt,
die Glutreste ausgefegt und die
Teiglinge noch einmal gegangen sein würden. Übrigens, auch für die Einschätzung
der richtigen Temperatur des Ofens wurde früher kein Thermometer benutzt. Man
legte eine Kornähre in den Ofen. Wurde sie nur braun, war die Temperatur
richtig – brannte sie, war es zu heiß!
Dann
war es Zeit zum „Einschießen“. Die Körbchen wurden in das Backes getragen.
Gerhard Hodel stand mit dem Schieber bereit, auf den nacheinander die Teiglinge
gekippt und mit frischem Wasser überpinselt wurden. Mit geübten Schwung brachte
Gerhard alle Brote in die richtige Position. Und die Bleche mit dem Brotkuchen
passten auch noch hinein. Nach ca. 15 Minuten hatte sich eine schöne Kruste
gebildet. Zeit, die Brote noch einmal mit Wasser zu „frischen“. Inzwischen
duftete es im Backhaus auch schon köstlich … was auch einige neugierige
Wanderer anzog.
Währenddessen wurde in der „Stubb“ der Backtrog
gesäubert … alle Teig-Reste fein säuberlich von den Wänden gekratzt und mit dem
übrig gebliebenen Mehl vermischt. Das ergibt den neuen „Hefeling“. Er muss
richtig gut durchtrocknen, damit er keinen Schimmel bilden kann. Dann kommt er
in ein Leinensäckchen, dass mit einer Schnur zugebunden an einem luftigen Ort
aufgehängt wird … bis zum nächsten Backtag. Und ich weiß inzwischen: Das Brot sieht nicht nur lecker aus, es schmeckt auch
lecker! Außerdem ist so ein Backtag eine sehr gute Gelegenheit für den Dorfklatsch und
–tratsch … und zum Geschichtenerzählen!
(Veröffentlicht im "Treisberger Blatt" - Zeitschrift des Heimatvereins ... hier leicht gekürzt)
(07.07.2016) Es gibt zwei Dinge, die mich als Erzählerin total aus meinem Konzept
bringen können. Nein, es sind nicht der "Zappelphillipp" oder die
"Traumsuse" unter den Kindern, die scheinbar ganz was anderes tun als
Zuhören. Es sind auch nicht die Eltern, die nervös versuchen, ihre
Spößlinge dazu anhalten, ruhig zu sein ... schließlich sollen sie ja
etwas lernen aus den Geschichten. ;-)
Es sind auch nur ganz, ganz selten die kritischen erwachsenen Zuhörer, die mir hinterher
sagen, dass ich mich doch im Erzählen nicht an die Originale oder
geschichtliche, pädagogische, therapeutische oder andere methodische
Grundsätze halte. Was mich
wirklich innerlich völlig blockieren kann? Zum einen eine genaue
Zeitbegrenzung für meine Erzählung ... und zum anderen eine
Video-Kamera, die direkt und ausschließlich auf mich gerichtet ist ...
schlimmstenfalls 15 cm vor meinem Gesicht!
Beides zusammen hatte
ich am vergangenen Wochenende. Für die Imagekampagne des
Erzählerverbandes werden Einzelinterviews geführt. Die erste Frage:
"Warum erzählst Du?" - Am besten erzähle ich das mit einer kleinen
Geschichte, denke ich mir ... Ich habe da eine wunderschöne im Kopf, die
ich gerade in einer der Workshops gehört habe. Und damit will ich
anfangen. Doch da kommt der erste Einwurf: "...Und denk daran, Du hast
nicht viel Zeit! Bring es auf den Punkt! Ich habe nicht viel Platz auf
dem Band ..."
Da war es wieder - mein Trauma! Und da ist es auch
keine Erleichterung für mich, dass ich die Frau hinter der Kamera gut
kenne, dass sie mir sehr sympathisch ist und ich ihr in jeder anderen
Situation vertrauen würde ... dass sie mich ermuntert, sie als mein
Publikum zu betrachten und ihr zu erzählen. Warum geht es nicht? Nun,
mir wird in diesem Moment klar ... ich spüre es innerlich, dass das eben
keine Erzählsituation ist, in der ich erzählen würde. In diesem Moment
hat die Frau hinter der Kamera nur ein Ziel: Sie möchte ein gutes,
werbewirksames "Statement" von mir im Kasten haben! Es ist nicht die
Geschichte, auf die sie sich einlassen möchte ... und auch nicht kann in
dieser Situation.
Mein Hals ist zu, mein Kopf ist leer, kein
Wort möchte mehr den Zaun meiner Zähne verlassen ... denn wenn ich
erzähle, dann WILL ich damit meinen Zuhörern ein GESCHENK machen ...
nicht, um zu verkaufen! Wenn ich von Herzen geben kann, dann bin ich
ganz in meinem Element! Dann schwimme ich in Geschichten wie der kleine
Fisch im Wasser und sie wollen einfach von mir erzählt werden!
Und dann
gibt es keine Frage mehr nach dem "Warum?"
(23.06.2016) Bei einem Waldspaziergang habe ich diese Woche mal eine der ältesten Erzählungen aus meinem Repertoire in ein neues Gewand gekleidet. Normalerweise ist der Held ja ein Knappe auf der Burg Reifenberg. Doch in die Gegenwart verlegt, wirkt sie - besonders durch autobiografische Details - sehr glaubhaft. Link zum Video: "Vom Wert des Armreifes"
(25.05.2016) Rede der Brauteltern auf der Hochzeit unserer Tochter Franziska mit Sven Stratmann:
Im Volksglauben waren
die Erdbeeren von jeher Symbol der Verlockung und Sinnlichkeit.
Die Pflanzen blühen und fruchten zur gleichen Zeit.
Ihre weißen Blüten gelten als Zeichen der Unschuld, Demut, bescheidenen
Schönheit, die roten Früchte als Farbe der Liebe und galten im Mittelalter als
Symbol jungfräulicher Mutterschaft.
In der Kunst deuten Erdbeeren außerdem auf den rechtschaffenen Menschen, dessen
Frucht die guten Werke sind.
In England sind die Blätter der Erdbeere ein Zeichen von Rang.
Die Herzogskronen sind mit acht Erdbeer-Blättern geschmückt.
Neben dem Veilchen wurden sie mit dem
dreigeteilten Blatt und der Art, wie die Früchte getragen werden, zu einer
Lieblingspflanze der mittelalterlichen Maler. Die Rasenteppiche der Tafelbilder
wurden mit Erdbeeren geschmückt, auf denen Maria, Jesus oder einer der
zahlreichen Heiligen wandelten.
Im Märchen wird die Heldin von der Stiefmutter
in den Wald geschickt, um im tiefsten Winter nach Erdbeeren zu suchen oder sie
sind heilende Früchte, die die Kinder für ihre kranke Mutter suchen. Wir möchten Euch heute ein Märchen erzählen ...
Als die Erde noch jung und alles anders war, da lebten nur zwei Menschen,
ein Mann und eine Frau. Der Mann ging auf die Jagd, die Frau besorgte das Haus
und sie waren glücklich. - Nach einem Jahr trübte sich das Glück und als zwei
Jahre vergangen waren verschwand es ganz. Kaum waren drei Jahre vorüber, da
nahm der Streit kein Ende mehr.
Der Frau gefiel dieses Leben nicht. Sie
entschied sich, fort zu gehen und machte sich auf den Weg nach Osten, wo das
Sonnenland lag. Am Abend kam der Mann von der Jagd zurück und fand das Haus
leer. Er rief nach der Frau und suchte sie, doch vergebens. Ihre Spuren sagten
ihm, dass sie sich nach Osten gewandt hatte.
Die Frau wanderte ohne Pause immer weiter, und der Mann folgte ihr und rief
ihren Namen. Aber sie hörte es nicht und drehte sich nicht um. Der Mann konnte
sie nicht einholen.
Das sah die Sonne am Himmel. Sie blieb stehen und fragte:
„Hast du deine Frau gern, Mann?“ „Ich habe sie gern!“
„Willst du sie wiederhaben?“ „Nichts wünsche ich mir mehr!“
„Wirst du dich auch weiterhin mit deiner Frau streiten?“ „Das soll nie mehr
vorkommen!“
„So werde ich Deine Frau anhalten“, sagte die Sonne. Sie blinkte zur Erde hinab
und plötzlich reiften schöne Blaubeeren. Aber die Frau achtete nicht darauf und
ging weiter. Die Sonne blinkte ein zweites Mal, da standen reife Himbeeren am
Wege. Doch die Frau bemerkte sie nicht und ging weiter.
Die Sonne schüttelte den Kopf und blinkte das dritte Mal. Im Gras vor der Frau
reiften herrliche rote Beeren. Es waren die ersten Erdbeeren auf der Welt. So
schöne Früchte hatte die Frau noch nie gesehen. Sie blieb stehen und bückte
sich. Dabei wandte sie das Gesicht rückwärts, und in diesem Augenblick
erinnerte sie sich an ihren Mann. Sie setzte sich ins Gras und je länger sie da
saß, desto stärker wurde in ihr die Sehnsucht.
Da pflückte sie ein Sträußchen
Erdbeeren und kehrte um. Auf halbem Weg traf sie ihren Mann. Sie reichte ihm
das Erdbeersträußchen und er nahm sie in seine Arme.
So kehrten der Mann und die Frau in die Heimat zurück. Und sie brachten die
Erdbeeren mit, die so süß schmeckten wie jede Versöhnung.
(09.04.2016) Im 17. und 18. Jahrhundert gab es in der Oper die Praxis des
>Pasticcio<. (ital. Pastete): Angepasst an die Gegebenheiten und
Möglichkeiten des aufführenden Hauses stellte man, insbesondere an
Provinzbühnen (!), aus vorhandenen Werken eines oder verschiedener
Komponisten eine neues zusammen, indem man die aus verschiedenen Opern
stammenden Musikstücke mit einer neuen Rahmenerzählung verband. Mozart
selbst hat zu solchen Pasticcio-Aufführungen Kompositionsaufträge für
einzelne, neue Arien erhalten.
Das "Trio Cantastique" und ich griffen diese Tradition auf (auch
wenn wir leider keinen Mozart neu beauftragen konnten): Esther Groh (Sopran) und Tatjana Moor-Freber (Mezzosopran) schlüpften in verschiedene Gesangs-Rollen, Harald Teutenberg übernahm am Klavier die Funktion des Orchesters und ich nahm das Publikum erzählerisch auf
eine höchst ungewöhnliche musikalische Kreuzfahrt mit. An Bord fanden
und verloren sich Paare für immer oder fünf Minuten, dazwischen gab es großes Drama, kleine Eifersüchteleien,
überraschende Wendungen und zum Schluss auch ein bisschen Zickenkrieg.
Dabei war dieser gemeinsame Auftritt rein zufällig zustande gekommen. Esther Groh sprach mich eine Woche vorher an, da ihre Moderation für den Abend ausgefallen war. So erklärte ich mich bereit, diesen Part in dem Benefiz-Konzert zu übernehmen. Alle Einnahmen gingen als Spende an die DKMS sowie an die Hospizgemeinschaft "Arche Noah Hochtaunus" in Niederreifenberg.
Schüler suchen die Nähe von Erleuchteten in der Hoffnung, etwas von
deren Weisheit und Meditation übertragen zu bekommen. Eine falsche
Hoffnung, wie diese Geschichte zeigt.
Eines Tages kam ein König zu Mahavir, einem weisen Mann. Der König hieß Presenjit und war in jenen Tagen sehr berühmt.
Er fragte Mahavir:
„Gib mir das, was du Meditation nennst, gib es mir!
Ich bin bereit, alles dafür zu zahlen, koste es, was es wolle!“
Der König kannte es nicht anders, als dass man im Leben alles kaufen kann. Doch Mahavir antwortete: „Na so was, warum hast du dir all die Umstände gemacht, um hierher in
diesen tiefen Wald zu kommen? In deiner eigenen Hauptstadt gibt es einen
Mann, er ist ein Schüler von mir, ein sehr armer Mann, der dir gerne
Meditation verkaufen wird. Gehe einfach zu ihm. Ich brauche nicht, was
du mir geben kannst und ich bin auch nicht in der Stimmung dafür, dir
Meditation zu verkaufen. Kaufe sie dir lieber von diesem armen Menschen.
Er wird sie dir wahrscheinlich verkaufen.“
Der König fuhr schnell in seiner Kutsche zu der Hütte des armen Mannes.
Die Hütte sah so ärmlich aus, dass er dachte: „Bestimmt wird mir dieser
Mann Meditation verkaufen, ich kann das alles hier kaufen, den Mann
eingeschlossen.“
Der arme Mann kam aus dem Haus, er war fast nackt. Er war von besonderer
Schönheit, mit einem anmutigen Körper und ein großes Licht schien um
ihn herum. Der König fühlte das.
'Mahavir hat recht, dieser Mann hat ES! Schau dir nur einmal sein
Gesicht an, es leuchtet so!', dachte er. Und so sagte er zu dem Mann:
„Sage mir einfach, was du für deine Meditation haben möchtest. Ich gebe dir was du willst.“
Meditation ist unschätzbar
Der Mann zögerte. Was sollte er dem König antworten?
Der König dachte, er zögere über den Preis und sagte:
„Mache die keine Sorgen, ich zahle jeden Preis.“
Doch die Antwort überraschte ihn:
„Es ist keine Frage des Preises. Ich möchte dich nicht enttäuschen, aber
nach was fragst du? Es ist völlig absurd. Meditation ist kein Ding. Es
ist überhaupt nichts Objektives. Es ist mir passiert. Mahavir muss sich
einen Spaß mit dir erlaubt haben. Selbst wenn du einem Bettler ein
ganzes Königreich anbietest, so kann er dir doch nicht seinen Zustand
von Meditation verkaufen. Meditation ist unschätzbar. Meditation ist
kein Gebrauchsgegenstand. Du musst selbst zu Meditation werden. Du musst
bereit sein, Dich zu verwandeln.“
Ihr könnt übrigens für "Meditation" auch "Erzählkunst" einsetzen! :-)
Dies ist eine Geschichte, die mich mein
ganzes Leben begleiten wird. Ich trage sie immer in meinem Herzen, auch wenn
ich sie nur zu ganz besonderen Gelegenheiten oder für ein besonderes Publikum
erzähle … denn sie ist einem besonders wertvollen Menschen gewidmet und einer
großen und wunderbaren Liebe.
Manchmal trifft uns die Liebe eben wie
der Wind ... und nicht immer ist es der warme Südwind. Manchmal stürmt sie auch
wie der Westwind und verwüstet die Felder. Und manchmal glauben wir, uns im Schneegestöber
des Nordwinds zu verlieren ... weil wir nicht zu begehren wagen, was
uns nicht zuzustehen scheint … was uns aber bei Tage träumen und bei Nacht
schlaflos werden lässt.
In Florenz lebte einst ein junger
Edelmann, Federigo Alberighi. Er verstand sich auf ritterliche Übungen genauso
wie er in adeligen Sitten bewandert war. Manche Leute schätzten ihn deshalb
höher als irgendeinen anderen Mann seines Standes. Und niemand fand es
verwunderlich, dass er sich in eine adelige Dame auf das heftigste verliebte:
Donna Giovanna. Sie war eine der holdseligsten und schönsten Frauen in Florenz.
Und so scheute er keinerlei Aufwand, um sie zu gewinnen. Er richtete Feste aus
und ließ ihr Geschenke bringen, er achtete seines Vermögens nicht. Ach würde
sie doch nur einmal einem seiner Turniere, Kampfspiele oder Bälle beiwohnen!
Doch Donna Giovanna kam nicht, denn Donna Giovanna war verheiratet und ebenso
sittsam wie schön.
Wenn er sie des Sonntags in der Kirche
sah und die Leute tuschelten: „Schaut mal, Donna Giovanna ... welch herrliches
Kleid sie wieder trägt,“ dann antwortete Federigo verzückt: „Es ist nicht das
Kleid ... es ist Donna Giovanna!“
Große Summen vertat Federigo und er
erwarb nichts. So verfiel er innerhalb kurzer Zeit in solche Armut, dass ihm
lediglich ein kleines Landgut blieb ... und ein Falke, von dem es kaum einen
Edleren auf der Welt geben konnte. Doch, seine Liebe war nicht abgekühlt, im
Gegenteil, sie war noch glühender geworden. Mittellos wie er war, zog er sich
auf’s Land zurück und ertrug sein Leid in Geduld und Demut. Mit Fallenstellerei
und Falknerei verdiente er sich seinen kargen Lebensunterhalt.
Da geschah es, dass der Gemahl von
Donna Giovanna schwer erkrankte und bald darauf verstarb. In seinem Testament
hatte er seinen heranwachsenden Buben zum Erben seiner großen Reichtümer
ernannt und bis zu dessen Volljährigkeit seine geliebte Frau zur Verwalterin
bestimmt. Und wie es unter den hiesigen Frauen üblich war, zog sich auch Donna
Giovanna in ihrer Trauer auf’s Land zurück ... auf ein Gut, welches dem von
Federigo ziemlich nahe gelegen war.
Ihr Sohn Marco, wurde mit Federigo sehr
vertraut. Und besonders liebte Marco den Falken. Er hatte ihn öfter fliegen
sehen und es kam ihn ein unbändiges Verlangen, den Falken zu besitzen. Doch er
traute sich nicht, Federigo zu fragen, denn er wusste wohl, was er ihm wert
war.
Tja, bis eines Tages auch Marco schwer
krank wurde. Seine Mutter war den ganzen Tag bei ihm, es betrübte sie
unsäglich. Sie versuchte ihm Mut wie Medizin einzuflößen und fragte ihn, ob er
denn nicht einen besonderen Wunsch habe.
„Ach Mutter, ich habe nur einen
einzigen Wunsch, doch der ist sicherlich nicht erfüllbar.“
„So sag, ich werde Dir alles holen
lassen.“
„Ich hätte so gerne Federigos Falken
hier neben meinem Bett. Und wenn er mir die Kraft gibt, wieder aufzustehen,
dann will ich mit ihm auf’s Feld und ihn fliegen lassen.“
„Wie darf ich Federigo um diesen Falken
bitten? Wie ich höre, ist dies der edelste, der je einem Jäger diente. Außerdem
gewährt er ihm doch den Lebensunterhalt. Wie könnte ich so rücksichtslos sein?“
Und da war dann auch das Gefühl, dass
Federigo sie lange geliebt hatte, ohne von ihr jemals auch nur einen Blick
erlangt zu haben. Doch davon sprach sie zu ihrem Sohn nicht. Schließlich siegte
die Liebe über die Zweifel, sodass sie zu ihm sagte:
„Ich verspreche Dir, dass ich selbst
morgen zu Federigo gehen werde und gewiss bringe ich Dir den Falken.“
So nahm sie am nächsten Morgen eine
andere Dame zum Geleit und lustwandelte mit ihr bis zu Federigos kleinem Häuschen.
Dieser war schon seit mehreren Tagen nicht ausgegangen und er freute sich über
Besuch. Welch Überraschung es ihm allerdings bereitete, als er Donna Giovanna
sah, könnt Ihr Euch nicht vorstellen. Er begrüßte sie halb überschwänglich,
halb verlegen.
„Verehrter Federigo,“ begann Donna Giovanna. “Ich bin gekommen, um dich für alles Ungemach zu
entschädigen, welches du um meinetwillen seit vielen Jahren erduldet hast. Ich
weiß, dass Du mich leidenschaftlicher liebtest, als dir dienlich gewesen wäre.
Deshalb möchte ich Dir die Entschädigung darin angedeihen lassen, dass ich mit
dieser meiner Begleiterin heute vertraulich bei Dir zu Mittag zu essen
gedenke."
„Madonna, ich weiß von keinem Ungemach,
das mir je durch Euch zuteil geworden wäre. Euer Besuch, den Ihr mir aus freier
Güte gewährt, ist mir jedoch unendlich viel mehr wert, als wenn mir die Schätze
zurückgegeben worden wären, die ich vor langer Zeit besaß.“ So antworte Federigo
und geleitete sie in den Garten ... bat die einzige Bedienstete, die ihm noch geblieben
war, schnell ein weißes Tuch auf den Tisch zu legen und mit einigen Blumen zu
schmücken. Er selbst wolle gehen und danach schauen, was er der Dame seines
Herzens zum Mahle bringen könnte.
Er lief aufgeregt durch sein Haus.
Küche und Keller waren so gut wie leer. Wie verwünschte er sein Schicksal, so
dürftig zu sein. Doch da fiel ihm im letzten Moment noch etwas ein. Ja, er
dachte bei sich, wenn überhaupt, dann wäre das der Dame würdig und angemessen.
Und so traf er die wichtigste Vorbereitung und gab er seiner Bediensteten
Anweisung, wie sie verfahren sollte.
Mit frohem Gesicht ging er wieder
hinaus zu Donna Giovanna. Sie unterhielten sich über dies und das ... über die
Nachbarn und über das Wetter. Federigo fragte auch nach Marco, doch Donna Giovanna
wollte vor dem Essen nicht über etwas Leidvolles reden und sagte nur, es gehe
ihm gut. Und das war ja auch nicht gelogen, denn nachdem der Junge ihr
Versprechen vernommen hatte, war es ihm ja besser gegangen.
Als das Essen aufgetragen wurde,
bediente Federigo die Gäste mit der größten Sorgfalt. Er freute sich, dass es
Donna Giovanna wirklich köstlich zu munden schien. Selbst aß er nur wenig.
Nach einigen weiteren freundlichen
Gesprächen überwand Donna Giovanna dann ihr schweres Herz. „Federigo, verzeih
mir bitte meine Dreistigkeit, wenn Du vernimmst, warum ich eigentlich hierher
gekommen bin. Hättest Du aber Kinder, so würdest Du die Liebe erkennen, die man
für sie hegt und Du könntest leicht verstehen ... da Du aber vorhin schon nach
Marco gefragt hast, bin ich zuversichtlich, dass Du auch so einer Mutter
nachfühlen kannst. Gegen meine Neigung, ja auch gegen Anstand und Pflicht,
möchte ich Dich um ein Geschenk zu bitten. Ich weiß, wie teuer es Dir ist. So
sieh ... Marco ist schwer krank und in seinem Leid wünscht er sich nichts mehr
als Deinen Falken zum Geschenk. So bitte ich Dich, bei der Liebe, die Du für
mich hegst, ihm diesen Wunsch zu erfüllen.“
Federigo hatte die Bitte wohl
vernommen. Doch derer vielen Worte waren wie murmelndes Wasser an ihm vorbei
gelaufen. Starr wie ein Felsen stand er da ... ein verwitterter, müder Felsen.
Er wollte ansetzen, zu sprechen, doch die Stimme versagte und er konnte nichts
anderes als die Hände vor das Gesicht zu schlagen und bitterlich weinen.
Donna Giovanna wollte schon ihre Bitte
zurücknehmen. Doch sie bezwang sich und wartete, bis sich Federigo gefangen
hatte und antworten konnte:
„Madonna, seit es Gott gefallen hat,
dass ich Euch meine Liebe zuwendete, habe ich oft mein Schicksal verflucht.
Dies alles aber war nur gering im Vergleich zu dem, was mir jetzt widerfährt.
Als ich vernahm, Ihr wolltet bei mir zu Mittag essen, bot ich all meine Kräfte
auf, um für eine wertvolle Speise zu sorgen. Euch wollt ich mit etwas ehren,
mit welchem man andere Gäste nicht zu bewirten pflegt. Da sah ich im Esszimmer
auf der Stange den Falken ... und ich sah, wie wohlgenährt und edel er sei ...
und ich hielt ihn für eine Speise, die Euer würdig wäre. So habt Ihr ihn denn
heute Mittag gebraten auf der Schüssel gehabt ...
Nun sehe ich aber, dass Ihr ihn in
anderer Weise begehrt ... und mein Schmerz darüber ist so heftig, dass ich
glaube, mich niemals mehr davon erholen zu können.“
Als die edle Dame dies alles hörte und
sah, tadelte sie ihn anfangs, dass er zur Bewirtung eines Weibes einen so edlen
Falken getötet habe. Im Stillen bewunderte sie ihn aber. Warum werdet Ihr
fragen? Nun, sie sah, dass selbst die bittere Armut und der Verlust des letzten
Schatzes, den er hatte ... der sicherlich auch wie ein guter Freund für ihn
war, ihn nicht abzustumpfen vermocht hatte. Die Liebe in ihm ... die Liebe zu
ihr war immer noch geblieben.
Doch da ihr nun alle Hoffnung für ihren
Sohn genommen war und finstere Befürchtungen in ihr aufstiegen, verabschiedete
sie sich höflich, aber schnell und kehrte in ihr Haus zurück. Und es war gerade
noch rechtzeitig, denn der Zustand von Marco hatte sich verschlechtert, im
Fieber lag er da. Ja, wahrscheinlich hätte er es nicht einmal mehr wahr
genommen, wenn sie ihm erzählt hätte, dass er den Falken nicht haben konnte. Er
starb noch in der gleichen Nacht.
Es verging eine Zeit der Tränen und der
Trauer. Da Donna Giovanna aber noch jung und nun in den Besitz eines glänzenden
Vermögens gelangt war, drängten ihre Brüder sie vielfach, eine zweite Ehe
einzugehen. Und irgendwann konnte sie sich dessen nicht mehr erwehren: „Am
liebsten ließe ich ja meinen Witwenstuhl unverrückt. Aber wenn es denn Euer
Wille ist, so werde ich niemanden anders heiraten als Federigo Alberighi.“
„Törichte, was schwatzest du da! Wie
kannst du ihn nehmen wollen, der nichts auf dieser Welt hat?“
Als sie jedoch ihren Brüdern erzählte,
was sich zugetragen hatte in all den Jahren, da sahen auch sie, dass er in
seiner Armut ein höchst ehrenwerter Mann war. So stimmten sie der Hochzeit zu. Und
so nahm die Geschichte ein gutes Ende …
… für Donna Giovanna und Federigo di
Alberigi.
Wir können
vieles verlieren, wenn wir lieben ... weil wir lieben ... und obwohl wir
lieben. Auch wenn die Geschichten nicht immer gut auszugehen scheinen:
Hoffnung
ist nicht der Glaube daran, dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit …,
dass alles gut und richtig ist …,
egal wie es ausgeht …
Am
Ende ist alles gut … und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das
Ende.
(nach einer Geschichte aus dem "Decamerone")
(07.01.2016) Diese Geschichte ist wirklich genauso geschehen. Ich habe sie schon oft
mündlich erzählt ... ich habe sie allerdings noch niemals schriftlich
veröffentlicht. Doch nun scheint mir genau der richtige Zeitpunkt dafür.
Im Jahr 2009 war die
„Oberurseler Feyerey“ meine erste große Veranstaltung als
Erzählkünstlerin. Ich war sehr glücklich, dass es mir kurz vorher
gelungen war, ein gebrauchtes Zelt zu ersteigern. Endlich konnte ich
auch in einem Mittelalterlager übernachten. Nachdem das Zelt mit Hilfe
meines Mannes und meines Sohnes aufgebaut war, hatte ich „Dienst“ an der
Vogtei. Es war die „1. Oberurseler Feyerey“ und wie jedes Mitglied der
„Ursellis Historica“ (Veranstalter) beteiligte ich mich auch als
Helferin an der Organisation.
An der Vogtei erhalten die Händler
und Lagernden alle Unterstützung, die sie beim Aufbau und zur
Orientierung brauchen. Lagerplätze wurden zugewiesen, Formalitäten
beschrieben und Abläufe erklärt. Vor der Vogtei spielten kleine „Ritter“
… zwei Jungen von Teilnehmern.
Plötzlich kam einer der beiden –
etwa 8 Jahre alt – mit Tränen in den Augen zu uns: „Mein Bruder hat mir
mein Schwert geklaut!“. So antwortete ich ihm: „Dann schick mal Deinen
Bruder hierher … hier zur Vogtei!“ Ich dachte mir, dass den „Täter“
diese förmliche Anweisung sicherlich schon beeindrucken würde.
So
stand denn auch kurz darauf ein etwa 6jähriger Bursche vor mir: „Ich
soll mich hier melden!“ Ich sah ihn ernst an und fragte jedoch mit
freundlichem Ton: „Wie heißt Du denn?“ Er antwortete: „Felix.“
„Das ist ein schöner Name. Felix heißt ‚der Glückliche‘. Aber was Du mit Deinem Bruder gemacht hast, ist nicht so glücklich …“
Nun sprudelte der Kleine heraus, dass sein Bruder ja dies und das getan
hätte. Wie das so ist unter Geschwistern. Ich ließ ihn ausreden und
dann fügte ich hinzu:
„Weißt Du, Felix, dass ein Schwert im
Mittelalter etwas ganz Wertvolles war. Nicht jeder konnte sich eines
leisten. Es hat so viel gekostet wie … 3 Kühe zum Beispiel. Und ein
Ritter hat das Schwert in Ehren gehalten, es an seinen Sohn weiter
gegeben. Manche haben den Schwertern sogar Namen gegeben. Und das
Schwert eines anderen nur anzufassen, war ein großes Vergehen. Ein
Schwert zu stehlen, wurde sogar mit dem Tode bestraft.“
Da sah
mich Felix aus seinen blauen Augen über seine Brille ganz fest an und
antwortete: „Du hast keine Ahnung … Du bist eine Frau!“
Neben mir
lachte Rebecca, die mit mir Dienst hatte … und ich musste mir das
Schmunzeln verkneifen. „Dann muss ich Dir noch etwas erzählen, lieber
Felix. Wusstest Du, dass die Ritter im Mittelalter nicht nur gekämpft
haben. Sie hatten bestimmte Aufgaben. Sie mussten die Schwachen
beschützen … eine Burg war ein wichtiger Zufluchtsort, wenn Feinde
kamen. Sie mussten die Armen versorgen und … sie mussten die Frauen
ehren!“
Da sagte Felix gar nichts mehr, sondern lief weg. Und ich machte mir darüber keine großen Gedanken mehr.
Doch als ich nach meinem „Dienst“ zu meinem Zelt zurückkehrte, um dort
die Inneneinrichtung vorzunehmen: Teppiche ausbreiten, mein Bett
aufbauen, Decken und Kissen verteilen, meine Erzählkiste aufstellen … da
stand plötzlich Felix am Eingang. In der Hand hatte er einen Bleistift,
der mit einem Harlekin-Kopf, der kleine Glöckchen hatte, verziert war.
Er hielt ihn mir hin und meinte: „Das schenke ich Dir!“ Ich erkannte es
sofort als ein Friedensangebot und bedankte mich fröhlich: „Oh, das ist
aber schön! Das lege ich hier auf meine Geschichtentruhe und dann kann
ich damit zum Erzählen läuten.“
„Darf ich noch ein bisschen hier bleiben?“ fragte der Kleine.
„Aber natürlich darfst Du!“ Und Felix legte sich zwischen die Kissen,
schaute sich um und dann sagte er: „Gemütlich hast Du es hier! Schläfst
Du auch hier?“ „Natürlich … schau, hier ist mein Bett. Ich bin das
ganze Wochenende hier und wann immer Du von mir etwas erzählt haben
möchtest, kannst Du kommen und zuhören.“ „Und wo sind Dein Mann und Dein Kind?
Felix (der wie ich nun mitbekommen hatte, der Sohn eines Händlers war)
hatte wohl gesehen, wie die beiden mir beim Aufbau geholfen hatten. Ich
erklärte ihm, dass meine „Männer“ nicht viel von Mittelalter halten,
dass sie wieder nach Hause gefahren sind und erst am Sonntag beim Abbau
wieder da sein werden.
„Dann bist Du ja ganz alleine! Dann brauchst Du ja einen Beschützer! Ich will Dein Ritter sein!“
Und genauso geschah es auch. Als am nächsten Tag der Markt begann,
begleitete mich Felix nicht nur beim Umzug mit Helm und Schwert. Er wich
mir praktisch nicht mehr von der Seite, er lauschte meinen Geschichten
und es stellte sich heraus, dass er ein sehr talentierter kleiner
Erzähler ist. Einmal gehört, konnte er alles sofort weiter erzählen. Von
seinen Eltern und Großeltern habe ich später erfahren, dass sie erst
glaubten, er hätte sich das ausgedacht. Bis er meinte: „Die habe ich von
der Geschichtenerzählerin Walburga!“
Und den Bleistift mit dem Harlekins-Kopf besitze ich heute noch. Er ist ein besonderes Teil in meinem Geschichten-Koffer.
Eine Weihnachtserzählung, die ich für den Heimatverein Treisberg e. V. in diesem Jahr anlässlich der Weihnachtsfeier erfunden habe. Vorgegeben waren die markierten Begriffe:
Weihnachten
steht vor der Tür. Man merkt es – auch wenn das Wetter wenig winterlich ist.
Man sieht es an den typischen Begleiterscheinungen. In den Schaufenstern der Geschäfte ist es
ersichtlich: „Der Bestseller: Wunder einer
Winternacht“ – „Deko-Tipp: Weihnachten im Vorratsglas“ - „Lametta ist weg – Eine
Weihnachtsgeschichte in 24 Kapiteln“ -„Das absolute Must-Have: Weihnachten mit
Helene Fischer“. Im Radio läuft „Last
Christmas“ und die Großhandelsketten überbieten sich gegenseitig mit mal
humorigen, mal rührigen und mal unverschämten Weihnachts-Werbespots.
„Hauptsache, Ihr habt Spaß!“ – Und wer ihn nicht hat, ist wohl ein Esel.
Hoch oben am Himmel aber leuchtet der Weihnachtsstern.
Von der Erde aus ist er für die Menschen eigentlich nur erkennbar, wenn man
direkt am Wald wohnt, so wie wir hier im Dorf. In der Stadt sind die Lichter
viel zu hell. Aber wie es wirklich dort oben aussieht, das wissen wir nicht.
Wir können es uns nur in unserer Phantasie vorstellen ...
Dort oben
zwischen all den Sternen fliegen die Engel mit ihren zarten glitzernden
Flügeln umher. Sie fliegen schnell durch die Wolken und doch sieht es so aus,
als wenn sie wie auf leisen Sohlen über einen dicken flauschigen Teppich
huschen. Die Wolken scheinen zu sich zu kugeln vor Lachen bei jedem Schritt
eines Engels. Doch wir können ihr Kichern nicht hören.
Die Engel achten nicht nur auf all die vielen kleinen und großen Sterne, dort
oben am Himmelszelt. Ihre Aufgabe ist es auch, unten auf der Erde auf jeden
Menschen zu achten. Ihnen nahe zu sein, ihnen kleine Wünsche und Sehnsüchte zu
erfüllen.
Wenn nun die Engel die vielen kleinen Wünsche der Menschen erfüllt haben, so
hängen sie eine kleine, unsichtbare,
goldene Glocke über die
Haustür. Und jedesmal, wenn die Menschen auf der Erde ihre Haustüren öffnen
oder schließen, entsteht am Himmel ein neuer kleiner Stern, durch den Klang dieser
Glocke.
Ein Problem
für die Engel ist allerdings, dass viele Menschen immer seltener in der
Adventszeit ihre Türen öffnen oder schließen. Kaum ein Kind geht noch hinaus,
sie sitzen viel lieber an ihrem Computer. Es hat auch schon viele Jahre nicht
mehr geschneit zu Weihnachten, dabei macht es gerade dann besonderen Spaß, Schlitten
zu fahren, einen Schneemann zu bauen oder im Winterwald spazieren zu
gehen.
Und dabei könnten sie doch auch Ausschau halten nach einem wunderschönen Tannenbaum, für die weihnachtliche
Stube. Was natürlich besonderen Spaß macht, sind die vielen Tannenzapfen, die überall zu finden sind.
Denn mit ihnen kann audh das Feuer im Kamin entzündet werden. Irgendwie fehlte
auf der Welt der Geist der Adventszeit. Die Menschen waren sich ihrer
wirklichen Sehnsüchte nicht mehr bewusst. All ihre Gedanken waren nur noch auf
den Kauf der Geschenke gerichtet,
wenn sie das Haus verließen.
Also schickten die Engel einen aus ihrer Mitte auf die Erde. Und sie gaben ihm
eine Harfe mit. Das war nicht etwa ein gewöhnliches Musikinstrument,
sondern ein ganz besonderes, denn sie konnte direkt mit den Menschen sprechen.
Die Harfe nahm die verborgenen Wünsche, Gedanken, Träume und Sorgen der
Menschen auf. Und wenn der Engel mit seinen winterkalten Fingern über die
Saiten strich, so spürte ein jeder Mensch in seinem Herzen die Antwort auf
seine innere Frage.
Zum Beispiel der Bäcker wusste plötzlich, dass er seine Tochter anrufen würde, die
seit ihrem letzten Streit von 3 Jahren weit entfernt von ihm lebte. Er würde
sie und die Kinder einladen und seinen jüngsten Enkel das erste Mal sehen. Er
machte sich gleich daran, das köstlichste Weihnachtsgebäck zu zaubern,
das man sich vorstellen konnte. Dabei hielt er sich an die alten Rezepte, die
schon seine Großeltern immer verwendet hatten. Wie würde seine Tochter sich
freuen, wie würden die Erinnerungen an die Kindheit mit dem Geschmack auf der
Zunge wieder geweckt werden.
Und damit
sie alle nach so langer Zeit den Weg zu ihm finden konnten, stellte er eine
große rote Kerze ins Fenster. Diese
leuchtete weit übers Land, sowie einst der Stern zu Bethlehem.
Freudig erzählte er seinem Postboten von seiner „Eingebung“. Vielleicht würde
ihn das auch froh machen, so dachte er sich. Doch dieser fluchte: „In
Wirklichkeit wissen nur wir Briefträger, was an Weihnachten zusammengelogen
wird. Wissen Sie, was es heißt Zusteller zu sein. Wir gehören doch auch nur zu
einer Herde: Schau-Steller, Dar-Steller, Schrift-Steller, Weichen-Steller,
Fallen-Steller … Anstatt mir mal so ein Engelchen erschiene, muss ich bloß an
die dreimal verfluchte Weihnachtspost denken.
Während die Postkunden die
Schleife von ihren Geschenken abziehen, bin ich dem Herzkasperl nahe. Aber
beklagen dürfen wir uns nicht …“
Doch dann bemerkten sie plötzlich große Aufregung: Aus dem Opel-Zoo war in der
Nacht ein Rentier mit dem Namen „Nikolaus“
entlaufen und hatte sich im Taunus-Wald versteckt.
Einen Tag später stapfte der Förster durch
den verschneiten Taunus-Wald. Tief atmete den ihm vertrauten Duft des Waldes
tief ein. Doch plötzlich kroch ein neuer Geruch in seine Nase. Er wusste nicht
so recht, wo der Duft herkam, aber er erinnerte ihn an etwas. "Was war es
doch nur?!" Doch dann fiel es ihm plötzlich wieder ein, so hatte es früher
immer gerochen, wenn er seinen finnischen Freund im Winter besuchte. Der Freund
hatte ein Rentier-Gehege. Sollte sich hier ein Rentier im Wald versteckt
halten? Aber wie war es hier her gekommen?
Da bewegte sich doch etwas! Aber es war nur der Postbote, der gerade auf dem
Weg zum Haus des Einsiedlers war. Der Förster fragte ihn, ob ihm vielleicht im
Wald ein Rentier begegnet sei. Aber dieser schüttelte nur den Kopf. Doch dann
griff er in seine Manteltasche und, ja was war das? Nüsse! Und ein Apfel.
Er warf ein paar Nüsse auf den Weg und verbarg sich mit dem Förster hinter
einem Baum.
Sie mussten nicht lange warten, denn Rentiere fressen ja alles Pflanzliche, was
sie finden können. Und Nüsse sind zur Winterzeit ungefähr das, was die Weihnachtsgans für die Menschen
ist. Der Förster war ja in der Lage, mit
Tieren – und ganz besonders mit Rentieren – in ihrer Sprache zu sprechen.
„Warum bist Du denn in den Wald gelaufen?“ wollte er von ihm wissen.
„Ein Engel hat mich geschickt, er trug eine Harfe bei sich und die hat mir
etwas zugeflüstert.“
Der Förster bekam große Augen und der Postbote verstand kein Wort, denn er
konnte ja die Sprache der Rentiere nicht. Das Rentier aber erzählte weiter:
„Die Harfe sang von dem Herzenswunsch eines Bäckers, seine Kinder und Enkel
einzuladen. Aber der Postbote hätte etwas getan, dass der Brief nicht mehr
rechtzeitig ankommen würde. Und Kinder würden auf ihr Spielzeug warten müssen. Und
wenn ich helfen würde, wäre auch mir geholfen. Ich hätte endlich mal eine
richtige Aufgabe. Im Zoo ist doch so langweilig.“
Das konnte der Förster verstehen. Aber nun schaute er erst einmal den Postboten
an: „Sag mal, welche Leichen hast Du im Keller versteckt?“
„Ähm … ja, … keine Leichen. Aber einen Nikolaussack.
Es war einfach zu viel Post in der letzten Zeit, mehr als ich tragen konnte.
Ich war doch teilweise so schlagskaputt am Abend, dass mich hätte eine Schneeflocke umwerfen können.“
„Dann müssen wir uns jetzt aber sputen!“ meinte der Förster. Ich hole meinen
Schlitten. Mit dem Rentier davor ist es kein Problem, diese Post noch
auszutragen, bevor am Weihnachtsabend die Glocken in der Kirche läuten.
(19.10.2015) „Wer Gott anruft, braucht Geduld!
Der Teufel kommt sofort.“
Diese alte Volksweisheit bestätigte sich auch einigen interessierten Zuhörern
am 16. Oktober 2015 im „Gemaahaus“. Gemeinsam mit meinem geschätzten
Erzählerkollegen Chnutz vom Hopfen hatte ich zu „himmlisch schönen und
teuflisch guten Geschichten mit anschließendem Nachtwächter-Spaziergang durch
das Dorf“ eingeladen.
Chnutz vom Hopfen lernte ich vor einigen Jahren auf einem mittelalterlichen
Weihnachtsmarkt kennen. Er ist in der Nähe von Bad Münster-Ebernburg am Stein
zu Hause und übt – wie das in alter Zeit üblich war – mehrere Berufe aus:
Geschichtenerzähler, Herold, Tanzmeister, Gästeführer … und er ist der „dienstälteste
Nachtwächter der Pfalz“. Unsere Erzählkunst hat also ähnliche Facetten und
deshalb war es eine beiderseitige Freude, dass wir spontan gemeinsam für die
Gäste erzählten … ohne einen Konkurrenzgedanken (was wirklich innerhalb der
Erzähler-Gilde nicht selbstverständlich ist).
In diesem Jahr traf ich ihn in Hamburg
auf dem jährlichen Kongreß des „Verbandes der Erzählerinnen und Erzähler“ in
Hamburg wieder und er lud mich ein, sein Programm „Ritter, Tod und Zweifel“ auf
der Ebernburg zu besuchen. Es handelt
sich dabei um eine Figurenführung für Erwachsene und Jugendliche in Anlehnung
an eine Ausstellung des Landesmuseums Mainz. Was zu Zeiten des Ritters Franz
von Sickingen auf der Ebernburg und in der Umgebung geschah, wieso die Burg
auch "Herberge der Gerechtigkeit" genannt wird, und ob "’s
Fränzje" wirklich ein Raubritter war, erzählen Franz, sein Freund Ulrich
von Hutten, der Papst, ein Geist und weitere Personen - als Stabpuppen. Geführt
und kurzweilig kommentiert werden sie von Chnutz und seinen beiden
Mitstreiterinnen. Es hat nicht nur mich, sondern auch meinen Mann begeistert.
Als wir uns nach dieser Veranstaltung unterhielten, kam der Gedanke:
„Eigentlich könnten wir ja wieder mal gemeinsam erzählen!“ Und da der Chnutz
mich schon immer mal im Taunus besuchen wollte, wurde der Gedanke in die Tat
umgesetzt. Und dieses Mal wechselten wir uns nicht nur mit dem jeweiligen
Erzählen eigener Geschichten ab. Nein, erstmalig und ganz spontan entschlossen
wir uns direkt vor Beginn der Veranstaltung, eine Sage auch wirklich im „Duo“
vorzutragen … und das, obwohl wir jeweils eine andere Version davon kannten.
Die Geschichte, die davon erzählt, „warum man den Teufel nicht an die Wand
malen soll“, musste ja auch einfach hier auf dem Treisberg passiert sein … die
Österreicher, genauer gesagt die Wiener, haben sie sicherlich nur bei uns
gehört und geklaut … so sagten wir uns.
„Ich
bin nur ein Nachtwächter auf dunklen Straßen.
Ich kenne die Häuser, an denen ich vorübergehe,
aber ich weiß nicht, was in ihnen vorgeht.“
(Leibarzt Ludwig XIV)
Aber selbst die Häuser von Treisberg, die ich Chnutz vor der Veranstaltung noch
gezeigt hatte, kannte er gut. Und so war seine Darstellung auf dem
abschließenden „Nachtwächter-Rundgang“ durchaus sehr lebendig unserem Dorf angepasst.
Am „Backes“ erklärte er, dass es vor allem die Gefahr des Feuers war, die er zu
überwachen hatte. Genau deshalb, weil es vor Jahrhunderten eben verboten war,
im eigenen Haushalt zu backen, wurden diese Gemeinschaftseinrichtungen
geschaffen, die meist etwas abseits von den dicht stehenden Fachwerkhäusern
errichtet waren. Dann demonstrierte er auch gleich, dass ein Nachtwächter von
„Tuten und Blasen“ Ahnung haben sollte. (Wer hat das Horn an diesem Abend
gehört?). Wenn nun ein Feueralarm
ausgerufen wurde, dann mussten alle Männer sofort zu den Löscheimern greifen
und alle Frauen hatten Laternen anzuzünden und in die Fenster zu stellen, damit
den Hilfskräften der Weg erleuchtet werde.
Die „Alte Schule“ bot dann die richtige
Kulisse zu einem Portrait-Foto für die anwesende Presse. Zur typischen Ausrüstung eines Nachtwächters
gehörten eine Hellebarde oder eine ähnliche Stangenwaffe, eine Laterne und ein
Horn. Der Nachtwächter gehörte, obwohl er eine wichtige Tätigkeit in der Stadt
ausführte, wie zum Beispiel der Abdecker oder der Henker, meist zu den
unehrenhaften Berufen und lebte daher in sehr bescheidenen Verhältnissen.
An der Feuerwehr erzählte Chnutz dann noch eine Anekdote von dem Nachtwächter,
der des Zählens nicht so mächtig war und dazu immer seine Finger benutzte. Da
uns Menschen aber nun einmal nur zehn Finger gegeben sind, es für die 12.
Stunde jedoch zwei mehr braucht, nahm er immer seine Liebste mit auf die Tour.
Ja, in alten Zeiten waren die Bürger oftmals froh, wenn sie in der Dunkelheit
den Nachtwächter mit seinen klimpernden Schlüsseln hörten. Gerne gingen die
Frauen und Männer dann ein Stücklein mit dem gut ausgerüsteten Mann mit, wenn
sie doch noch einmal vor die Tür mussten.
(11.10.2015) Vor mehr als 20 Jahren hat mich ein Kollege sehr beeindruckt, mit
seiner Art, "Feedback" zu geben. Ich war damals Ausbildungsleiterin in
einem großen Unternehmen und dieser Kollege war einer meiner Ausbilder
im Team. Natürlich waren mir persönlich die grundsätzlichen Regeln,
Erwartungen und Vorgehensweise bei "Beurteilungsgesprächen" bekannt.
Doch irgendetwas an ihm war anders ... wie er auch kleine Details lobte,
wie er die Hinweise so verpackte, dass sie als Geschenk angenommen werden konnten.
Auch heute noch denke ich oft daran zurück und ich sehe ihn dann
förmlich vor mir. Was war sein besonderes Geheimnis? Nun glaube ich,
eine Erklärung gefunden zu haben:
Es ist wohl so, dass er die
Präsentationen unserer Auszubildenden NICHT vordergründig mit den zwar
wohlwollenden, aber doch pädagogisch-kritischen "Augen des Lehrers" sah.
"Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen
unsichtbar", so heißt es. Ich bin überzeugt, er sah, hörte, fühlte mit
dem Herzen ... mit einem Herzen, das von Freude geleitet ist.
Vielleicht inspiriert Euch dieser Gedanke, wenn Ihr mal wieder um ein
Feedback gebeten werdet (oder Ihr Euch selbst manchmal zu kritisch
gegenübersteht). Vor allem unter Künstlern ist es viel schöner, etwas
nur aus Freude heraus zu erleben, zu hören und zu sehen.
Und hier ein Tipp, wie Ihr mit Eurer Hand als "Leitfaden" ein HERZliches Feedback (auch Euch selbst) geben könnt: DAUMEN hoch! - Was war top oder Spitze! ZEIGEfinger - Achtung, hier habe ich was gelernt! oder: Welche Stärken kann ich noch ausbauen? MITTELfinger - Was war nicht so gut ... könnte besser laufen oder weggelassen werden? RINGfinger - Was an diesem Projekt, dieser Aufgabe oder diesem Werk war verbindend mit anderen Menschen? KLEINER Finger - Was kam zu kurz? Was hat gefehlt? HandFLÄCHE - Mein Fazit!
Entstanden ist sie im vorigen Jahr zu einer Kinderveranstaltung, als ich mir meinen eigenen Ahornbaum vor dem Haus so ansah.
(30.09.2015) Gerade komme
ich vom Geburtstag meiner Schwester zurück ... aus der Lüneburger Heide
... mit dem Zug. In Hannover steige ich in den ICE nach Frankfurt. Er
ist ungewöhnlich voll und die Wagenreihung ist kurz vor der Einfahrt des
Zuges noch geändert worden. Also muss ich mich erst einmal zu meinem
reservierten Platz durch"kämpfen".
Vor meinem Abteil angekommen,
sitzt dort eine Gruppe von 4 Männern (etwa in meinem Alter) und eine
einzelne Frau. Einer der Männer auch auf meinem Fensterplatz. Ich grüße
und sage, dass der Fensterplatz meiner ist. Im nächsten Moment besinne
ich mich aber mit Blick auf den freien Gang-Platz und frage, ob der noch
frei ist. Ja, er ist es!
"Ich kann dann auch hier Platz nehmen
... werde doch Ihre traute Männergesellschaft nicht stören!" So sage ich
lächelnd. Einer der Männer antwortete: "Wir sind auch Flüchtlinge ...
traumatisierte Flüchtlinge!" ... nicht unfreundlich, nicht aggressiv,
wie so dahingesagt.
Ich stutze und überlege, was sie zu dieser
Aussage veranlasst hat. Fast wäre mir herausgerutscht: "Ich kann Ihnen
ja heilsame Geschichten erzählen", aber das verkneife ich mir. Also
setze ich mich und höre dem angeregten Gespräch der Vier erst einmal zu.
Am Dialekt erkenne ich, sie kommen aus Hamburg. In der Gepäckablage
liegen Rucksäcke ... ich bekomme mit, sie sind unterwegs zu einer
Wandertour im Odenwald.
Nach einer Weile kommt der Schaffner. Sie
reichen ihre Gruppen-Fahrkarte und wieder fällt der Satz: "Wir sind
auch Flüchtlinge!" und die Frage, ob die Karte dann auch für die
Anschlussverbindungen mit 2 Stunden Verspätungen gilt.
Mir geht
der Gedanke durch den Kopf, ob es vielleicht wieder einmal einen
"Sonderzug für Flüchtlinge" ab Hamburg gegeben hat und diese Passagiere
nun auf einen späteren Zug ausweichen mussten.
Irgendwann kommen
wir dann ins Gespräch, denn es sind wirklich freundliche Leute. Und dann
erfahre ich den wirklichen Hintergrund:
Ihr ursprünglicher Zug
hatte einen "Unfall mit Personenschaden" (wie es wohl offiziell heißt).
Jemand hat sich vom Bahnsteig aus vor den durchfahrenden (also dort
eigentlich gar nicht haltenden ICE geworfen). Es gab eine Vollbremsung,
natürlich große Aufregung (Rufe nach einem Arzt ... die Beobachtung der
polizeilichen und seelsorgerischen Maßnahmen dort im Bahnhof ... zwei
Stunden Wartezeit auf dem Gleis, bis ein Umsteigen in einen anderen Zug
möglich war).
Und so erkläre ich also in dem Gespräch jetzt, dass
mir einiges klarer wird ... dass vorher ein ganz anderer Film in meinem
Kopf abgelaufen wäre, als ich beim Betreten des Abteils diesen Satz:
"Wir sind auch Flüchtlinge" gehört hatte. Ob ich "Blödmänner" o. ä.
gedacht habe, kann ich verneinen. Ich habe mir einfach nur die Frage
gestellt: Was ist passiert?
Und dann meint einer noch zur
Erläuterung: Wir hatten uns zu dem Zeitpunkt gerade über die
Flüchtlingsproblematik ausgetauscht ... und dann nach diesem Ereignis
festgestellt: "Eigentlich sind wir in einer ähnlichen Situation wie
Flüchtlinge ..." Und ich denke auch, man kann die emotionalen
Auswirkungen durchaus vergleichen! (Bei den Menschen, die das Ganze aus
unmittelbarer Nähe mitbekommen haben ... einschließlich Lokführer wird
das noch heftiger sein).
Mich hat diese Geschichte sehr bewegt ...
(27.08.2015) Wisst Ihr ... Freital und Heidenau haben mich ja schon betroffen
gemacht. Nach dem im Beitrag gezeigten Video zum Brandanschlag in Nauen habe ich eine Nacht
gebraucht, um meine Fassungslosigkeit zu überwinden und in Worte zu
fassen, was mich bewegt:
Die Menschen in und um Nauen, die
sprechen meine Sprache. Dort bin ich einmal zu Hause gewesen. Dort leben
die Geschwister meines Mannes mit ihren Familien. Dort leben einige
derjenigen jungen Leute, die ich früher ausgebildet habe ... sind etwa
in dem Alter wie der junge Mann mit seiner Tochter ... haben auch Kinder. Und es ergreift mich ein Gefühl von Schmerz und Schauder.
Da wird eine Sporthalle abgebrannt, die nach einer vorübergehenden
Einrichtung als Flüchtlings-Notunterkunft wieder für Schüler genutzt
werden soll. Und die Kommentare laufen darauf hinaus, dass man Angst
davor hat, dass Kinder und Enkel keine vernünftige Bildung mehr
bekommen. Ist das nicht grotesk?
Und was hat die Tochter vom
Vater gelernt, als dieser sagt: "Ich hab ja nichts gegen ..., aber ..."?
Genau! Selbst so zu reagieren: "Ich mag Andere ... ein bisschen, aber
ich will keine Ausländer in meiner Klasse!" Und das mit demselben
unsicheren-entschuldigenden Blick, in dem die Angst vor der eigenen
Courage steckt!
Wisst Ihr ... Ihr braucht nicht auf
Demonstrationen zu gehen, um für Ausländer einzutreten. Wenn Ihr der
Meinung seid, es gibt nichts, was Ihr abgeben könnt, von dem was Ihr
habt ... auch nicht schlimm! Doch wenn Ihr eigene Kinder habt oder wenn
Ihr mit Kindern in Eurem Beruf oder Eurer Freizeit umgeht, dann bringt
ihnen bei, was Menschlichkeit, Nächstenliebe und Courage heißt. DAS ist
das Wichtigste, was Ihr tun könnt!
(10.07.2015) Also heute habe ich mir mein Honorar mal wieder schwer erarbeitet. Dabei
fing alles noch recht gut an. Es ist eine sehr schöne KITA gewesen: Hell,
freundlich, viel Phantasie ersichtlich ... kreative Arbeiten der Vorschulkinder
im Foyer. Um 15:30 Uhr bin ich bestellt (Die Abschlussfeier der „Schuki“ hat um 15:00 Uhr
begonnen). Man macht mich drauf aufmerksam, dass es wohl 16:00 Uhr wird. Kein Problem, sage ich, denn ich weiß, dass sich der Ablauf nicht immer planen lässt ... vor allem, wenn Eltern noch einzeln ihren Dank an die Erzieher los werden wollen.
Die
nette Dame zeigt mir den Raum. Ein hergerichteter Gruppenraum mit Kissen. Sieht
schön aus. Ich hänge die „Schneeseerehkleefee“ (Märchenwoll-Puppe) auf, lege
die Requisiten bereit. Die Feier ist draußen, ich habe einen guten Blick, dort „werfen“ gerade Väter die "Schukis hinaus". Einer der "Steppkes" moderiert das Ritual am Mikrofon. Dann werden
weitere Aktivitäten und Bewirtung angekündigt.
Langsam kommen die ersten 3 - 4 Kinder ... es sind größere, schon Schulkinder,
sie sind neugierig, fassen alle meine Requisiten ungefragt an und schnattern in
einer Tour. Auch eine schöne aufgebaute Holzburg der Kindergartengruppe mit
bunten Steinen wird untersucht. Ich sage, dass ich hier auch nur zu Gast bin
und deshalb darauf achte, nichts zu beschädigen und sie mögen auch meine Sachen
erst einmal liegen lassen.
Einige Eltern kommen, geben ihre Kinder ab: "Ich bin in 20 Minuten wieder
da …" Andere Mütter fragen, wie viele Durchgänge ich denn erzähle. Ich bin
verwundert und sage, es wäre vereinbart, dass ich 45 Minuten für eine Gruppe
von Kindern erzähle. Ich weise darauf hin, dass es nicht günstig wäre, wenn
zwischendurch immer wieder Kinder kommen und gehen. Aha! Aber auch Verständnis.
Um 16:05 fange ich an. Es sind KEINE Erwachsenen dabei. (Zwischendurch kommen
durch den Nebenraum mal Väter, um zu fotografieren und gehen wieder).
Die "frechen" Jungs vom Anfang quatschen gleich zu Beginn dauernd
dazwischen, machen untereinander Mätzchen. Schließlich weise ich klar und deutlich darauf hin, dass es
stört und ich das nicht länger dulden werde. Ich frage die anderen: Findet Ihr
auch, dass das stört? JA! Seid Ihr einverstanden, wenn ich die beiden nach
draußen schicke, falls sie weiter stören? JA!
Die Geschichte kommt nicht so gut voran. Ein Junge meldet sich. Ich frage, was
er möchte: "Mir ist langweilig!" ... Und mir tropft der Schweiß. So
gut es geht, versuche ich die Handlung voran zu bringen und da beruhigt es
sich.
Dann das nächste Problem. Ein etwa 3jähriges Mädchen kommt zu mir mit Tränen in
den Augen: "Ich will zu meiner Mama!". Was soll ich tun. Ich biete
ihr an, dass sie sich auf meinen Schoß setzen kann. Habe ja meine Handpuppe mit
dem "Schneeseekleereh" gerade in Aktion. Sie darf sie streicheln und
auch zwischendurch mal halten. Es geht alles gut! Auch die Burschen sind
inzwischen zahmer, aber haben meine Dose mit den "Erzähllustpillen"
immer wieder am Untersuchen - Egal, denke ich mir ... auch wenn sie offen und
ausgekippt ist :-(
Bei der nächsten Geschichte, die von der "großen Wörterfabrik", die
ich zu den Bildern aus dem Buch erzähle, sind alle schon sehr viel
aufmerksamer. Das ist spannend und sie wollen ja auch die Bilder sehen. Der
frechste der Burschen darf dann auch eine Seite aus dem Buch vorlesen. Er liest
sehr, sehr gut! Bekommt dafür ein Lob von mir. Am Ende verteile ich die
Erzähllustpillen und erkläre wieder, dass sie dazu da sind, dass sie selbst die
Geschichten nach eigener Erinnerung und Phantasie weiter erzählen dürfen.
Es ist noch etwas Zeit und ich frage, ob sie noch eine Geschichte wollen. Und
ich wähle die wahre Geschichte von meinem persönlichen kleinen "Ritter Felix",
der so toll meine Geschichten erzählen kann, wenn er sie einmal gehört hat. Das
liegt wohl an den Pillen.
Da waren sie dann so handzahm, dass die meisten auf den Kissen gelegen hatten. Die Erzieher, die dann kamen, glaubten es wäre die ganze Zeit so gewesen ...
Nach einer Veranstaltung ist VOR der nächsten Veranstaltung. Und so gehören
für mich auch immer wieder die Gedanken dazu: "Was könnte ich beim
nächsten Mal besser machen? Und worauf sollte ich in Zukunft achten?"
Dieses Mal komme ich zu der Erkenntnis (und eigentlich hatte ich sie schon
früher einmal), dass es NICHT gut ist, wenn die Kinder mit meinem Erzählauftritt
vollständig überrascht werden ... wenn sie nicht wissen, was sie genau erwartet
... dass Geschichten frei erzählt werden, kennen
viele gar nicht. Der Gedanke dahinter, ein besonderes Geschenk zur
Verabschiedung der künftigen Schulkinder erst "ganz zum Schluss
auszupacken", ist verständlich. Doch was passiert dann, wenn schließlich
nur noch gesagt wird: "Wir haben eine Märchenerzählerin für Euch!"
...
Da ist es nur verständlich, dass die Kinder zu Beginn gar nicht auf die
Zuhör-Situation eingestellt sind, dass sie - aus lauter Verlegenheit - auch
ihre Mätzchen machen, dass sie sich teilweise verloren und verlassen fühlen.
(Vor allem dann, wenn kein einziger vertrauter Erwachsener mit im Raum ist)
Das sind Dinge, die ich künftig beim Vorgespräch unbedingt von meiner Seite
aus ansprechen muss. Und trotzdem bin ich sehr stolz darauf, dass ich die
Situation gestern doch noch gemeistert habe.
Wer liebt, kann zaubern!
(13.06.2015) Zwei kleine Erlebnisse vom Mittelaltermarkt Cornberg am letzten Wochenende:
Dort hatte ich zwar meinen üblichen Spenden-Teller aufgestellt, aber niemals
ausdrücklich um eine Bezahlung gebeten. Ich erhielt ja eine für den
kleinen Markt angemessene Gage. Einige Zuhörer legten aber trotzdem
selbstverständlich etwas hin.
Am Sonntag kamen zwei Freundinnen
(ca. 10 - 12 Jahre), die am Vortag bereits da waren. Sie hörten sehr
aufmerksam zu und am Ende legte eine der beiden auch wieder eine Münze
auf den Teller.
Der anderen war das wohl ein wenig unangenehm, weil sie
nichts hatte. Deshalb meinte sie verlegen: "Das ist für uns beide ..."
Worauf ich erwiderte: "Das ist schon völlig in Ordnung."
Das andere Erlebnis war bereits am Samstag. Zwei Frauen saßen zur
Erzählzeit alleine bei mir. Ich erzählte ihnen zunächst eine Geschichte.
Als ich eine zweite anbot, wollte eine der beiden eigentlich gehen, die
andere jedoch (eine Frau mit "einem gewissen Extra" ... und warum ich
es genau so schreibe, werdet Ihr am Ende merken) rief aus: "Oh ja,
bitte!!!". Also blieben sie. Ich habe noch eine Geschichte erzählt ...
es war "Die kluge Bauerntochter" und zwar so, dass sogar die Frau des
Seilers nicht umhin kam, um die Ecke zu schauen.
Als ich fertig war, da leuchteten bei beiden Frauen die Augen und
diejenige, die erst gehen wollte, meinte: "Das ist schöner als
Fernsehen!". Und die andere umarmte mich so herzlich ... der besondere
"Extra-Bonus".
Wenn ich also von Wertschätzung und Anerkennung
des "Erzählerstandes" spreche, dann meine ich damit niemals
ausschließlich Geld.
Diesen Beitrag habe ich aus aktuellem Anlass nach oben geholt, denn der Mittelaltermarkt in Cornberg letztes Wochenende ist in diesem Jahr der einzige gewesen, an dem ich teilnehme. Wie bereits vor einem Jahr hatte ich bei Facebook verkündet, dass ich mich nicht mehr aktiv auf solche Veranstaltungen bewerbe. Und wieder hörte ich Stimmen, die meinten, ich würde "auf einem zu hohen Roß" sitzen. Was ich erwarte ist einfach, dass Geschichtenerzähler genauso behandelt werden wie andere Künstler eines Marktes auch ... wie die Musik-Gruppen, wie Barden, wie Gaukler, wie Zauberer, Feuerkünstler, Falkner ... dass man sie nicht nur als simple Kinderbespaßung sieht, sie namentlich auch in Werbung und gegenüber der Presse nennt und dass sie angemessen bezahlt werden.
(13.02.2014) Es ist traurig, aber es bleibt mir nichts
anderes übrig. Erst auf Nachfrage erhielt ich gestern diese Mail,
nachdem ich mich bereits vor Wochen auf einem Markt beworben habe:
Hallo Walburga,
danke für dein Interesse an unserer Veranstaltung. Da es für uns der erste Markt ist und wir keinerlei Erfahrungswerte haben, habe ich leider auch nur ein eingeschränktes Budget für das Programm. Leider sind da keine 500.- Euro für Geschichtenerzählen machbar.
Gruß ...
Wohlgemerkt, ich komme mit einem
Märchenzelt auf den Markt, in dem ich am ganzen Wochenende ohne
vorgegebene Zeiten erzähle ... praktisch die ganze Marktöffnungszeit ...
egal, wieviele Zuhörer da sitzen ... vorführendes Handwerk, lebendiges Mittelalter und das in meisterlicher Kunstform.
Die Anreise, das Equipment, meine Ausbildung ... alles ist mit Kosten
verbunden und ich stecke mein Herzblut in die Erzählungen. Und dafür
sind 500 Euro (das war schon ein Freundschaftsangebot für einen ersten
Markt ... der am Freitag mittag beginnt und am Sonntag abend endet) zu
viel?
Dabei kennt mich dieser Veranstalter von zwei Jahren
Mittelaltermarkt an einem anderen Ort (als sie mich das 3. Mal dort
nicht engagierten - angeblich wegen eines internen Kommunikationsfehlers
- gab es an der Torwache viele Nachfragen nach der
Geschichtenerzählerin von den Jahren davor).
Deshalb habe ich
mich heute entschlossen, kein aktives Marketing mehr in der
Mittelalter-Szene zu betreiben. Ich erzähle nur noch dort, wo ich Wertschätzung erfahre!
Meine
Mittelaltermarkt-Erfahrungen sind mir wertvolle Gesellen-Jahre gewesen.
Doch offensichtlich besteht eine starke Abwertung der freien
Erzählkunst und auch anderer Kleinkünstler. (Wie ich leider auch in
einer Facebook-Gruppe letzte Woche erfahren musste, als man mir
"Anmaßung" vorwarf, mich mit Musikern in diesem Bereich zu vergleichen.
Die hätten alles Recht der Welt, 4stellige Gagen zu verlangen, sie
müssen ja in Instrumente und Übung investieren).
Ich sehe ja auch
nicht die Ursache bei den Veranstaltern alleine ... ich sehe es zum
einen beim Publikum (die sich von lauter Dudelsack-Musik,
Tavernen-Spektakel und Kaufrausch angezogen fühlen) und zum anderen bei
den vielen kleinen Darstellern und Handwerkern, die immer wieder bereit
sind, auch ohne eine Aufwandsentschädigung auf Märkte zu fahren. Doch,
wer - wie ich - nichts verkauft, sondern nur traditionelle Kunst, Hand-
und Mundwerk vorführt, der kann das bestenfalls als Hobby sehen.
Sollte
ein Veranstalter allerdings mutig genug ist, diesen Teufelskreis zu
durchbrechen ... wenn er auf Qualität bei der Gestaltung seines Markes
setzt und damit vielleicht erst einmal eine kleinere Zielgruppe ganz
speziell ansprechen will, die eben nicht nur auf "krachende
Unterhaltung, Wein, Weib und Gesang" steht, dann kann er ja gerne bei
mir anfragen ... das wäre dann das wertschätzende Publikum, das ich
gerne mit meiner Erzählkunst begeistere.
Und zu diesen Gedanken stehe ich auch heute noch! Weil ich es mir selbst wert bin!
... veröffentliche ich ab heute (05.05.) bis zum 06.06. auf meiner Facebook-Seite "Walburga - Erzählkunst" Erinnerungen an jede einzelne Etappe - Auszüge aus meinem Wandertagebuch und Fotos.
(03.05.2015) 10 Jahre Freiberuflichkeit ... auch wenn ich im Jahr 2005 bei meinem Start in die Selbständigkeit noch nicht definitiv vorhatte, "Beruf-Geschichtenerzählerin" zu werden: Erzählerische Methoden gehörten schon immer zu meiner Arbeit. Deshalb durfte ich es auch unter "10 Jahre - Walburga - Erzählkunst" feiern.
Valentina (Salon Hubert, Bad Soden) hatte mir eigens dafür eine märchenhafte Festfrisur gezaubert. Eingeladen hatte ich ins "Gemaahaus" Treisberg (leider machte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung Freiluftveranstaltung) zu einem Nachmittag bei Kaffee und Kuchen sowie "Geschichten zu Hauf(f)". Leider kamen nicht viele Gäste ... aber die, die kamen, waren bewegt, berührt, begeistert und beglückt.
Und hier ein Auszug aus einer Glückwünschkarte: "Liebe Walburga, als öffentlich bekennender Fan von
Deiner Erzählkunst bin ich immer wieder gespannt auf Deine bildhaften
Reisen, zu denen Du uns Zuhörer mitnimmst. In meinem Bücherregal hat
dieses kleine und schon etwas betagte Schätzchen bereits etwas Staub
angesetzt. Es würde mich freuen, wenn Du es mit Deiner unverwechselbaren
Art wieder zu neuem Leben erwecken könntest und damit mich (und
natürlich auch alle anderen begeisterungs"offenen" Zuhörer) der
Glückseligkeit etwas näher bringst!"
(23.04.2015) ... dann hat sie etwas zu erzählen. So ist das auch - und gerade - bei mir. Ich
war am vergangenen Wochenende in Hamburg ...
... auf dem Treffen der
deutschsprachigen Erzählerinnen und Erzähler. Und ich stehe noch ganz
unter dem Eindruck der Erlebnisse. Das
Motto war "Der Fischer und seine Frau - Von Größenwahn bis
kleinkariert". Dabei lernte ich nicht nur dieses Märchen völlig neu
kennen.
Wusstet
Ihr z. B. warum immer die Rede davon ist, dass das Fischer-Paar in
einem alten Pisspott wohnte? Nun: Als "Pott" wird eine kleine Kate
bezeichnet ... und ich stellte dann sofort die Assoziation "pissige
Kate" her. Und Kate kommt von "Kote" und da steckt das Wort "Kot" drin.
Wir verwenden ja heute auch noch das Wort "Kotflügel" am Auto, obwohl
der schon lange nicht mehr dazu dient, den Pferdemist von Fahrer und
Beifahrer fernzuhalten, der früher auch auf den Straßen lag. Und wer das
nun weiß, der kann sich sicherlich vorstellen, wie die kleine Hütte des
Fischerpaares aussah! ;-)
Auftakt des Treffens war eine Barkassenfahrt im Hafen am Freitag abend ... bei herrlichem Wetter mit einem traumhaften Sonnenuntergang!
"Was ist für Dich kleinkariert?" - Das
war eine der Fragen in der Vorstellungsrunde ... und ich hatte nicht
viel Zeit zum Überlegen. Ganz ehrlich gesagt, konnte ich - zumindest in
diesem Moment - nichts Negatives in dem Wort finden. Ich sah es als
etwas, das es wert ist, genauer untersucht, im Detail betrachtet zu
werden ... und vielleicht lässt sich dann sogar etwas Großes darin
finden.
Als ich mich dann dazu vorstellte und erwähnte, ich würde
für Menschen "von 3 - 103 Jahren" erzählen, da meinte eine aus der
Gruppe spontan: "... dass Du nicht für 104jährige erzählst, das finde
ich nun kleinkariert!" - Ja, ich war schon immer eine gute Impulsgeberin
;-)
Viele Geschichten habe ich in den Workshops und offenen Erzählabend von den 80 Erzählerinnen und Erzählern gehört. Einige werde ich auf jeden Fall weitertragen ... so wie gestern abend im "Wohlfühlhaus" Bad Homburg die von Charles Aceval ... von dem kostbaren Auge. (Foto: Angelika Steiger, eine meiner Zuhörerinnen)
Foto-Impressionen vom diesjährigen Weltgeschichtentag in Baunatal. Das Motto dieses Jahr war "Wünsche"
Premiere meiner Erzählversion des Märchens "Das kalte Herz" nach Wilhelm Hauff.
Bei "Klick" auf das Bild öffnet sich der Link zu einem Video-Ausschnitt!
(13.03.2015) Freitag, der 13. - und mir kamen ganz böse Gedanken ;-)
Alle diese Sprüche habe ich schon mal gehört und vielleicht andere Erzähler auch schon. Also einfach ausdrucken (PDF-Format), auf Kommentare achten und abhaken. Wenn eine Reihe voll ist, laut "Bingo!" rufen!
(05.03.2015) Vorgestern abend stellte ich meine neue Variante der Erzählung vom "Langen Strumpfstricker" im Erzähler-Forum von Helga Gruschka in München vor. Thema des Austausches war an diesem Abend "Das gute Ende" und genau das war für mich immer der Knackpunkt an dieser Geschichte ... wie erzähle ich sie mit einem guten Ende.
Dabei ist es gar nicht so das Problem, ein gutes Ende zu haben. Aber was ist, wenn da, wo alles gut ist, die Geschichte eigentlich noch nicht zu Ende ist und die Zuhörer mich mit fragenden Gesichtern anschauen: "Aber ..." Und was ist, wenn das einfache Ende "... und sie lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage" in diesem Fall nicht stimmig für mich ist.
"Am Ende ist alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende."
Ich bin noch nicht ganz zufrieden mit dieser neuen Erzählversion, aber meine Geschichten wachsen ja, indem ich sie vor Publikum erzähle ... sie bekommen von meinen Zuhörern ihre Nahrung. Und deshalb wird alles gut!
(16.02.2015) Dies ist also der Roman, geschrieben von Maria
Melchers, erschienen 1941 im Kurt Schroeder Verlag Wiesbaden. Mit viel
Liebe zum Detail für die Beschreibung des Usinger Landes hat die Autorin das Schicksal des "Langen Strumpfwirkers aus Eschbach" und seiner Familie beschrieben ... die Geschichte, die mich vor 5 Jahren auf die Wanderung vom Taunus bis nach Potsdam führte:
Es lebte einmal ein König in Preußen, der residierte in einer großen
Stadt und dieser König liebte seine Soldaten gar sehr. Deshalb nannten
ihn alle auch nur den "Soldaten-König". Es war nicht so, dass er sie in
den Krieg schickte. Nein, er schätzte den Glanz und die Macht, die von
seinen Heeren ausgingen. Es bereitete ihm schon große Freude, sie in
ihren schmucken Uniformen marschieren zu sehen ...
Besonders
liebte dieser König seine Leibgarde, die "Langen Kerls". Das waren
Männer, die mindestens 1,88 m groß waren - für die damalige Zeit eine
abnormale Größe. Der König selbst soll jeden seiner Grenadiere selbst
nachgemessen haben. Mit ihren überhohen Mützen (Im Video zu Teil 1 sind
sie zu sehen) waren sie für den Krieg gar nicht einsetzbar. Sie
beeindruckten jedoch sehr beim Exerzieren.
Hohe Belohnungen
setzte der König darauf aus, wenn ihm jemand solche Soldaten zuführte.
Dem russischen Zaren soll er für einen "Langen Kerl" 7000 Gold-Taler
gezahlt haben.
Und da er seine Soldaten gut entlohnte, sie
ehrenvoll behandelte - ja besser behandelte als seinen eigenen Sohn - da
war der Militär-Stand in seinem Land auch hoch angesehen.
Ganz
anders allerdings war es jedoch im "Nassauischen". Wer sich dort den
Soldaten-Rock anziehen ließ, der hatte sich entweder betrunken machen
lassen, war in seinem Ort einer Missetat bezichtigt oder hatte
vielleicht ein garstig Weib zu Hause :-) Es galt vor allem dem Volk auf dem Lande als Schande.
Zu dieser Zeit lebte im Dörfchen Eschbach bei Usingen ein junger Mann
mit seiner Frau. Er war ein Strumpfstricker oder Strumpfwirker, 25 Jahre
alt und doch schon hoch angesehen im Dorf. Zweimal im Jahr machte er
sich auf die Wanderschaft in die große Stadt Frankfurt zur Messe auf, um
dort seine gewebten Strümpfe und Gamaschen zu verkaufen. Doch dies war
für ihn immer mit Gefahren verbunden, denn ...
er war ein
stattlicher junger Mann mit einer Größe von 6 Fuß, 3 Zoll = 1,96 m.
Schon mehrmals war er nur mit Geschicklichkeit und knapper Not den
Werbern des Soldatenkönigs entkommen. Als nun aber seine Frau das erste
Kind bekam, machte sie sich verständlicherweise mehr Sorgen, wenn ihr
Mann unterwegs war. Und eigentlich sollte es sein letzter eigener Gang
nach Frankfurt werden ... eigentlich nur bis zur "Lochmühle", denn dort
wollte er seine Waren künftig einem Aufkäufer/Händler mitgeben. Doch von
dieser Wanderung kehrte er nicht zurück.
Vergebens wartete
seine Frau und sorgte sich vor allem seine Schwester, welche die Frau
des Verwalters des Junkernhofes in Usingen war ...
...
mündlich und frei erzählt ist die Geschichte "Vom langen
Strumpfstricker aus Eschbach" natürlich ein ganz besonderes,
außergewöhnliches Erlebnis, in dem sich Erzähltes, Gelesenes und selbst
Erlebtes zu einem Genuss für Ohren und inneres Auge verbinden. Ich
verspreche: Kein Kino-Film kann besser sein ...
... und freue mich also über Veranstalter-Anfragen!
(08.02.2015) Zum einen war die letzte Woche angefüllt mit der Erarbeitung neuer Geschichten. Beim letzten Märchenabend brachte mir
ein Gast drei Bücher mit. Er erklärte mir mit bewegenden Worten, wie
sehr er Märchen liebt ... und wie sehr er sich darüber gefreut hatte,
von einer Bekannten die beiden Eintrittskarten zu meiner Erzählung
bekommen zu haben. Eines der beiden Bücher möge ich ihm auf jeden Fall
zurücksenden. Die anderen beiden dürfe ich behalten und er hätte darin
einige Geschichten gekennzeichnet ... wenn ich die einmal erzählen
würde, dann solle ich ihn unbedingt anrufen. Dann würde er auf jeden
Fall kommen. Nun, eine davon habe ich mir auf jeden Fall schon vorgemerkt ... sie passt sehr gut in meinen April-Märchenabend, wenn ich über Täuschungen und Enttäuschungen erzähle.
Und eine schöne Geschichte von einem "alten Esel" ist entstanden, die ich in meine nächsten "Lichtblicken per Mail" hineinlege.
Ansonsten stand die letzte Woche ganz im Zeichen meiner Vorbereitungen zum 10. Jahrestag meiner Selbständigkeit und Selbstmarketing. Einen Sonder-Flyer habe ich erstellt, in Druckauftrag gegeben und eine Werbeaktion mit dem "Usinger Anzeiger" vereinbart.
(29.01.2015) Vor 20 Jahren machte ich eine Reise nach London. Abends saß ich mit
den Freunden meiner Reisegruppe an der Hotelbar. Der Abend war lang und
die meisten waren schon zu Bett gegangen, da kam ich ins Gespräch mit
einem fremden Mann. Er sprach mich an, weil ihm der Dialekt aus dem
Berliner Umland so vertraut war. Es stellte sich heraus, dass er aus
einem kleinen Ort im Brandenburgischen kam. Allerdings war er schon seit
mehr als 2 Jahren in der Welt unterwegs. Als seine Frau plötzlich
gestorben sei, habe er einfach alles verkauft, was er besaß. Er wollte
nachholen, was er in DDR-Zeiten nicht tun konnte. Er wollte all die
großen Sehenswürdigkeiten entdecken … die Pyramiden in Ägypten, die
Freiheitsstatue in New York, die Chinesische Mauer. Besonders
interessierten ihn zunächst die Schlösser der europäischen Fürsten und
Könige. Vor einigen Jahren war er deshalb schon einmal in London
gewesen.
Dann erzählte mir dieser Mann eine Geschichte von einem geheimnisvollen Schloss in Schottland ...
... und gestern erzählte ich diese Geschichte weiter, im "Wohlfühlhaus"
Bad Homburg bei meinem monatlichen Märchen-Erzählabend für Erwachsene. Meinen Gästen hat es gefallen, wie auch die anderen
Erzählungen. Und auch meinen Suppentopf durfte ich leer wieder nach
Hause tragen - es gab Sellerie-Birnen-Suppe sowie Häppchen von teilweise selbstgebackenem Brot mit einem Roquefort-Birnen-Aufstrich.
Nächster Termin für diese Veranstaltungsreihe ist der 18.02.2015 ----> Veranstaltungskalender
(16.01.2015) Das
ist ein Zitat von Heinrich Dickerhoff (ehemaliger Präsident der
Europäischen Märchengesellschaft, Märchenerzähler und Theologe) aus dem
Buch „Trau deiner Sehnsucht mehr als deiner Verzweiflung“. Ich habe es
im Dezember von Michaele Scherenberg geschenkt bekommen, als ich bei ihr
im „Aprikosenhaus“ war.
Dickerhoff
fügte hinzu, dass das Wort Wahrheit von "bewahren" kommt. Wenn ich mich
also für die Wahrheit einer Geschichte verbürge, dann heißt das, dass
es sich lohnt, es so zu bewahren ... weil es sich lohnt, erinnert zu
werden und nicht vergessen zu lassen.
In
meinem Online-Workshop „Präsentation und Selbstmarketing mit
Storytelling“ schrieb diese Woche eine Teilnehmerin: „Manchmal würde es
eine Geschichte interessanter machen, wenn man einleitend sagen kann,
dass man sie in einem verschlossenen Koffer im Haus der Großeltern
gefunden hätte, als wenn man sie einfach gegoogelt hat.
Ja,
das ist richtig! Ich selbst habe einige Geschichten, zu denen sage ich
immer, dass ich sie auf meiner Wanderung erzählt bekommen habe ... ganz
einfach, weil es so gewesen sein KÖNNTE ... weil mir da Menschen
begegnet sind, zu denen es gepasst hätte ... weil sie ein Stichwort dazu
gegeben haben.
In den nächsten "Lichtblicken per Mail" (Februar) werde ich Euch ein Beispiel dafür geben, wie ich das umsetze! :-)
(10.01.2015) ... wenn wir es wollen, auch in der Realität!
Im Mai werde ich den 10. Jahrestag als Freiberuflerin feiern. Es war nicht immer leicht ... aber wenn ich zurückblicke, dann sehe ich, dass es gut war. Die Jahre verliefen für mich nach dem Motto: "Lieber langsam wachsen, statt schnell untergehen!"
Manch einer stellte mir jedoch im Laufe der Jahre (manchmal auch provokativ) die Frage, ob ich so etwas wie Verzweiflung und Existenzangst überhaupt kenne. Es gibt Menschen, die es kaum glauben können, dass jemand „so viel Glück“ haben kann. Auch hörte ich schon, ich würde in meinem "Wolkenkuckucksheim" andere, nicht so rosige Sichtweisen gar nicht zulassen.
Oh ja, es gab einige Situationen, in denen ich ziemlich niedergeschlagen und auch verzweifelt war. Es fing auch nicht wirklich glücklich an ...
Zum Jahresende 2004 hatte ich mein erstes Gespräch bei der Arbeitsagentur. Nach langer Wartezeit und einer Befragung zu den persönlichen Daten und Qualifikationen wie auf einem Verhör (bei dem ich nebenbei auch noch Zeuge weiterer Beratungsgespräche wurde) und erneuter Wartezeit wurde ich zu meiner Vermittlerin gelassen. Ich erklärte Ihr, dass ich mich als Beraterin und Trainerin selbständig machen und mich zunächst auf Berufsorientierung und Bewerbungsberatung konzentrieren wollte. Diese hörte sich meine Vorstellung schweigend mit ernster Miene an und meinte dann wörtlich: „Ja, da wildern Sie ja sozusagen in meinem Revier. Da will ich erst einmal sehen, wie für sie ein perfekter Lebenslauf aussieht ... ob Sie dafür überhaupt die Qualifikationen haben.“ Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Schließlich hatte sie ja meine Angaben zum beruflichen Werdegang vorzuliegen, die mich als Expertin im Personalbereich auswiesen. Eigentlich hätte ich doch selbstbewusst bleiben können, doch ich wusste im ersten Moment nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Dieser Satz traf mich in der Situation, als ich noch nicht genau wusste, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte, den Sprung in die Selbständigkeit zu wagen. Ich hatte Rat, Hilfe und Unterstützung erwartet und stattdessen bekomme ich die Aussichtslosigkeit meiner Pläne vor Augen geführt.
Damals nahm ich mir fest vor, dass ich niemals so mit meinen Klienten umgehen werde. Und noch etwas lernte ich daraus: Ich muss mich künftig noch besser auf solche Situationen vorbereiten, damit ich gelassener und professioneller damit umgehen kann!
Nicht ohne Grund habe ich mir für meinen Märchenabend im Januar deshalb das Thema "Träume" ausgesucht ... und ich werde ganz sicher auch etwas darüber erzählen, wie ich zu meinem Traumberuf gekommen bin.
(06.01.2015) Manchmal
fühlen sich Menschen in meiner Gegenwart oder direkt von mir
verunsichert, unverstanden, angetrieben, belehrt, zurecht gewiesen, wenn
ich mit einer "gnadenlosen Wahrheit" oder "von mir gepachteten
Wahrheit" komme.
Doch gerade unter Freunden ist es mir wichtig, Gedanken aussprechen zu
dürfen, wie sie kommen, Spreu und Weizen in einem, und zu wissen, eine
freund-liches Auge und Ohr nimmt sie auf ... bewahrt im Herzen, was des
Bewahrens wert ist (egal, ob es sofort genutzt werden kann) und lässt
das andere von einem gütigen Wind davon ziehen.
Und wenn jemand
das eben nicht mehr will ... wenn er dieses vertrauensvolle Wohlgefühl
in meiner Nähe eben nicht mehr spürt, dann lasse ich denjenigen eben
auch mit dem gleichen gütigen Wind gehen. Wege trennen sich auch mal und
kommen sie irgendwann wieder zusammen.
(04.12.2014) In der vergangenen Woche war ich wirklich jeden Tag erzählerisch im Einsatz. Es begann am 29.11. in Nieder-Olm. Dort führt Jana Voll die Goldschmiede "Formvoll" und hatte zu einer Adventsausstellung in ihrer Werkstatt eingeladen. Für mich war in der daneben liegenden alten Schmiede ein Erzähler-Sessel bereitgestellt und viele Zuhörer kamen. (Foto: Jana Voll)
Ganz egal, ob ich mit Kamishibai, z. B. "Der Dank des Kranichs" erzählte oder ohne z. B. "Vom unzufriedenen Tannenbäumchen" ... die Zuhörer waren ganz gebannt.
Am 30.11. habe ich dann auf der Adventsfeier des
Senioren-Netzwerkes "Silbergrau" in Schmitten erzählt. Besonders hat es
mich gefreut, den ehemaligen Pfarrer von Arnoldshain, Martin Hoffmann,
persönlich zu treffen.
Er ist derjenige, der die Erzählung
von der "Arnoldshainer Weihnacht" aus alten Kirchen-Aufzeichnungen vor
Jahren aufgeschrieben und so für die Nachwelt erhalten hat. Vor einigen
Jahren hatte ich sie an gleicher Stelle erzählt. Als darüber in der
Zeitung berichtet wurde, schrieb er mir und sandte mir noch Kopien
seiner Originalaufzeichnungen. Nun erfuhr ich auch, dass er die Geschichte damals ursprünglich als Krippenspiel geplant hatte.
Am 02.12. stand die Vereinsfeier
des Obst- und Gartenbauvereins Worfelden in meinem Terminkalender. Unter dem Titel "Bewegter Advent" war für Kinder
und Erwachsene am Lagerfeuer ein Platz gerichtet und es kamen so viele, wie noch niemals zu einer dieser traditionellen Veranstaltungen. Eine ganz magische
Atmosphäre ... und als ich "Frau Holle" erzählte, da fing es doch wirklich an zu schneien.
Heute war wieder die ältere Generation an der Reihe. Die Gemeinde Schmitten hatte alle Senioren aus den 9 Ortsteilen eingeladen. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt, als ich die Wiener Sage "Der Bäcker in der Roteturmstraße" erzählte. Diese Geschichte wurde mir wirklich "von Mund zu Mund" zugetragen ... im Sommer in Wien von der Erzählerin Christa Schmollgruber. Es war eine Premiere ... und was für eine sensationelle. Denn ich wurde begleitet von einem super begabten jungen Geigenspieler (in der Geschichte geht es auch um einen Helden, der Geige spielt).
Selten erzähle ich mit Mikrofon ... hier war es notwendig und seit langer Zeit war ich wieder einmal selbst total bewegt von meiner Erzählung ... ich hatte ein Gefühl, dass alles gestimmt hat. Und wann passiert es schon einmal, dass der Veranstalter sich bei mir bedankt mit den Worten: "Ich könnte sie jetzt küssen!" ;-)
Morgen geht es weiter: Ein 75. Geburtstag, bei dem das Geburtstagskind noch gar nichts von meinem Auftritt weiß! Und am Samstag gibt es "Adventsgeschichten am Kamin" im Wohlfühlhaus Bad Homburg.
Die Frau ist einfach märchenhaft! Bezopft wie Rapunzel, listig wie Gret... — Virginia Winter (@GiniWinter) über mich 27. Oktober 2014
(04.11.2014) Ich bin ganz glücklich, dass ich es Euch heute
zeigen kann ... Im Atelier von De Fahnemaler - Norbert Erb entsteht es gerade für
mich auf eine ganz traditionelle Art und es begann so: Auf der "Oberurseler Feyerey" regten Norbert und seine Freundin mir gegenüber
nämlich ein handgemaltes Banner auf altem Leinen an und ich war total begeistert ...
Nun hat er nach meinen Gedanken das Bild dazu entworfen ... und es wird
künftig nicht nur auf Märkten sichtbar sein, sondern ziert auch bereits als Logo meine Unterseite zur Erzählkunst - Termine und Referenzen.
Stolz werde ich damit nicht nur auf den Mittelaltermärkten "Flagge zeigen", sondern es ab sofort als mein Erkennungszeichen führen. Entsprechend wird es auch in meine Drucksachen aufgenommen. Und damit ist für mich auch die endgültige Entscheidung gefallen: Ab 2015 präsentiere ich mich in meinem beruflichen Auftritt ausschließlich als Märchen- und Geschichtenerzählerin ... als Erzählkünstlerin ... als Walburga, die Märchen(ver)zauberin.
Hinweis: Meine Webseite zum Bereich "KLIEM Coaching" bleibt zwar bestehen, aber ich werde meine Seminar- und Workshop-Tätigkeiten nicht mehr aktiv bewerben.
Mal-Kunst trifft Erzähl-Kunst!
Das Banner
auf altem Leinen entsteht...
Unten: Detail-Ansicht des Schriftzuges
Detailansichten Gans
(25.10.2014) ... war der Titel des Erzähl-Dinners im Landgasthof "Zur Linde" Weilrod-Gemünden gestern abend. 21 Gäste genossen ein erstklassiges Wildmenü an herbstlich gedeckten Tischen und lauschten den Geschichten, u. a. von Nasreddin,
der bei seinem geizigen Nachbarn auf ungewöhnliche Weise einen kleinen
Topf in einen großen umtauschte ...
... und von einem König, der mit Hilfe eines Geschichtenerzählers auf die Lösung eines schwierigen Rätsels kam.
(Neugierig auf das Ende? Gerne erzähle ich dieses Märchen auch auf Wunsch bei jeder Live-Veranstaltung ... am 19. November 2014 im "Wohlfühlhaus" ist es auf jeden Fall dabei!)
(08.10.2014) Es ist genau das, was ich im Jahr 2010 erlebt habe. Ich war damals allein, zu Fuß, mit Rucksack ... und auch noch in historischer Gewandung auf 550 km vom Taunus nach Potsdam unterwegs. Ein "alleinreisendes Frauenzimmer" wird auch heute noch als etwas Außergewöhnliches angesehen. Warum eigentlich?
Die Frage: "Und wo ist denn Ihr Mann?" wurde mir sehr oft gestellt (schließlich war mein Ehering zu sehen). Und mit welchen "Schauergeschichten" mir ein Herr in mittleren Jahren kam, während seine Frau daneben stand und meinte "Wunderbar, das würde ich auch gerne machen ...", zeigt eigentlich eines:
Es braucht nur eine einzige goldene Regel: Es NIEMALS unter dem Aspekt zu sehen, dass man ja "weiblich, allein, auf großer Reise" ist!
(Foto: Facebook, Vivamundo Reisen)
(15.09.2014) Das Kamishibai ist ein Erzähltheater (wörtlich: Papiertheater), das ursprünglich aus Japan kommt. Die Erzählerin oder der Erzähler steckt dazu Bilder in einen Holzkasten, stellt ihn auf einen Tisch oder (wie ich das am häufigsten mache) nimmt ihn vor sich auf den Schoss. Sobald sich die Flügeltüren öffnen, erleben die Zuhörer dann nicht nur die Geschichte in Worten, sondern können die einzelnen Szenen auch Bild für Bild betrachten - "Fernsehen ohne Strom" sozusagen.
Als ich im Jahr 2008 meine Ausbildung zur Erzählerin absolvierte, war das Kamishibai noch nicht so bekannt. Doch es faszinierte mich vom ersten Augenblick an, als Helga Gruschka (meine Erzählmeisterin im Bereich "Erzählen für und mit Kindern") ihr kleines Kamishibai für uns Erzählstudenten öffnete. Da es noch keines zu kaufen gab, habe ich mir mein erstes (Format A4) von meiner Familie basteln lassen. Teile unseres alten Wohnwagen-Bettes kamen zum Einsatz und meine Tochter gestaltete mir die Türen des Kamishibai mit einer speziellen Spachtel-Technik.
Wie das so ist, gab es da noch einige Kompromisse. So war das Bilder-Reservoire sehr klein, normale Papier-Blätter passten gut rein, aber laminiert wurde es dann eng. Doch dieses Kamishibai ist immer noch in meinem Besitz und hat mir vor allem auf meinen Wanderungen gute Dienste geleistet.
Einige Jahre später fand ich im Internet ein Angebot der Firma "Kreashibai" und bestellte mir ein A3-Kamishibai. Es war aus stabilem Holz und multifunktional: z. B. mit einer offenen Rückwand, so dass auch Schattenspiele möglich wären. Hilfreich war auch, dass es einen Tragegriff hat und der große Bilderschacht. Im Laufe der Zeit hatte jedoch das äußere (Naturholz) sehr gelitten und die Tatsache, dass es wirklich nach allen Seiten offen war, bereitete mir oft Probleme. Obwohl ich die Seiten mit Weinkorken verschloss, fielen mir oft die Bilder heraus. Nun hat mir mein Mann dieses Kamishibai neu gestaltet. Die Türen leuchten jetzt in einem warmen Rot-Ton ...
... und eine der beiden Seiten ist nun verschlossen. So kann ich entscheiden, ob ich - wie meist üblich - die Bilder von oben wechsele oder an den Seiten heraus nehme. Es lassen sich auch so noch ggf. kürzere oder schmalere Blätter von der Seite einschieben (z. B. bestimmte Detailergänzungen zu einem Bild). Auf der Rückseite ist nun eine Plexiglas-Scheibe angebracht. So können auch dort keine Blätter mehr herausfallen, es ist trotzdem noch für Schattenspiele geeignet und ich kann "Regie-Anweisungen" auf der Rückseite der Bilder vermerken, die dann beim Erzählen sichtbar sind.
(31.08.2014) Kennt Ihr den Film "Wie im Himmel?". Ich habe ihn mir Anfang des Monats zum ersten Mal auf DVD angesehen, nachdem ich ihn von
verschiedenen Menschen empfohlen bekam. Einfach bewegend und berührend. Ein
international erfolgreicher Dirigent zieht sich nach einem Herzinfarkt in eine
einsame schwedische Gegend zurück. Dort lässt er sich überreden, die Leitung des
Kirchen-Chors zu übernehmen. Er träumt von einer Musik, die die Herzen der
Menschen öffnet und verbindet.
Er ist der festen Überzeugung, dass jeder Mensch
eine ganz einzigartige Stimme in sich trägt, die er nur frei lassen braucht.
Nach intensiven Monaten des Übens, in denen der Zusammenhalt der Gruppe wächst
und man sich auch gegen Widerstände des Pfarrers und seiner Anhänger gegen den
"frischen Wind" erfolgreich zur Wehr setzt, meldet jemand den Chor für einen
internationalen Wettbewerb an. Der Dirigent ist davon zunächst überhaupt nicht
begeistert, denn seiner Meinung nach ist ein solcher Wettbewerb völlig sinnlos.
Man kann Chöre nicht miteinander vergleichen, denn ihr Wert ergibt sich ja
gerade aus der Vielfalt der einzelnen Stimmen und somit sind viele Chöre
zusammen ein einzigartiger großer Chor ... eine Verbindung aus vielen
Mosaik-Steinchen sozusagen.
Ganz ähnlich ... ja eigentlich ganz genauso ... ist das für mich mit den
Erzählern. Wer will entscheiden, was richtiges und was falsches Erzählen ist? Es
war für mich die entscheidende Erkenntnis meiner Ausbildung an der
Goldmund-Erzählakademie: Nicht nur die Geschichten müssen frei sein, auch die
Geschichten-Erzähler in ihrer Umsetzung dieser Kunstform.
Da war es eine Freude für mich, auf diese Seite einer anderen Erzählerin zu
stoßen:
Sie spricht mir in vielen ihrer dort geschriebenen Texte
aus dem Herzen ... zum Beispiel zähle ich auch inzwischen nicht mehr, wie viele
Geschichten ich erzählen könnte ... ich habe eigentlich gar kein festes
Repertoire mehr, sondern nur einen bestimmten Kern, der je nach Kundenwunsch
oder inspirativer Eingebung durch meine Zuhörer individuell erweitert werden
kann.
(Erstveröffentlichung dieser Gedanken in meinen "Lichtblicken per Mail" vom 13.08.2014)
(27.07.2014) Stille über dem kleinen Dorf Treisberg im Taunus. Nur die frühen Vögel halten ihren Morgenschwatz. Viertel vor sechs öffnet sich die Tür des kleinen Häuschens am Dorfanfang und die seltsame Frau mit den grauen Haaren (das ihr heute lose über die Schulter fällt) tritt auf den Hof. Ihr dunkelgrünes Gewand lässt sie auf dem Weg hoch zum Pferdskopf fast schwebend erscheinen. Doch wird sie überhaupt jemand sehen? Das Dorf schläft noch, der Tag haucht sanft im Erwachen.
Oben am Parkplatz ist auch alles ruhig. Doch auf dem Grillplatz steht ein Kleinbus ... davor Campingtisch und Stühle ... ein Kasten Wasser unter dem Tisch. Die Frau geht leise über die Wiese, das Gras ist noch feucht. Weiter unten an den Hängen vor dem Ort blöken die Schafe.
Ein halber Baumstamm mit der Schnittfläche nach oben auf hölzerne Auflagen gelegt ... eine lange Bank steht ganz neu hier oben auf dem Grillplatz. Wie es sich wohl darauf sitzt? Herr-lich!
Ja, hier sitzen, dem eindrucksvollen Schauspiel zusehen. Sie
wollte diesen Moment mit anderen teilen. Die Bank hätte Platz geboten
für mind. 6, 7, 8 ... Was macht es schon, das kein Mensch ihre
Einladung angenommen hat ... und sie ist ja nicht wirklich allein.
Denjenigen, die in dem Kleinbus sicherlich noch schlafen, sendet sie
eine gedankliche Geschichte in ihre Träume ("Augenblicke" aus einem Buch
von "Frau Wolle", sie hat es gerade in dem Buch gelesen, das sie aus Wien
mitgebracht hat).
Und im Strauchwerk schwatzen und schnattern die Amseln ... Tauben rufen.
Ansonsten ist es so still, dass sie den Flügelschlag des Vogels hören
kann, der gerade ins Tal segelt ... dem Sonnenaufgang entgegen. Noch ist
es nur ein grauer Wolkendunst, aus dem sich zartrosa Federn erheben ...
von Flugzeug-Spuren gezupft.
Die Glocke im Dorf schlägt 6 mal und aus dem Ort im Tal klingt die
dortige Glocke wie ein Echo zurück. Eine Stelle im Wolkendunst färbt
sich ... aus dem Rosa wird Rot und aus dem Rot ein leuchtendes Magenta
... ein Stück der Himmelsscheibe.
Höher und höher steigt die Sonne.
Ein neuer Tag atmet frei.
(18.07.2014)
Das sind meine neuen Flyer ... mit einer kleinen Geschichte ... für meine Zuhörer zum Mitnehmen, als persönliche Erinnerung ... oder Weiter-Verschenken. :-)
ErzählerInnen-Treffen in Wien vom 01. - 03. Juli 2014
... organisiert vom Verband der Erzählerinnen und Erzähler
Es waren drei erlebnisreiche Tage des Erzählens, Zuhörens, Begreifens, Erfahrens, Genießens, Schenkens und dankbar Annehmens. Zum Beispiel diese kleinen Geschenke, von denen jede/r eines bekam. Mit dem ersten konnten wir unseren Sprachschatz zu erweitern. Was sagt dieser Begriff wohl aus? Hilfreich könnte vielleicht folgendes Zitat sein, das ich im Internet gefunden habe:
„Oh, Sie Kreuzköpferl, Sie! Nein, daß ich heute noch einen
solchen Spaß erlebe!... Herr Jesus, was Sie doch gescheit sind!“ (Marie v.
Ebner-Eschenbach, Das Gemeindekind)
Und dabei denke ich mir, dass es jemand ist, der nicht nur gut aufpasst, was die Lehrer so sagen, sondern eben auch (im wahrsten Sinne des Wortes) ver-rückte Gedanken hat ... sein Gehirn also quasi "über Kreuz" mit beiden Hälften benutzt ... das Gelernte auch anwendet.
Das zweite Geschenk: Am ersten Tag des Erzählertreffens erzählte Hertha Glück zwei Teilnehmenden eine Geschichte. Diese sollte im Laufe der Veranstaltung "von Mund zu Ohr" weiter gegeben werden ...
... und am letzten Tag erzählte diejenige, die sie als letzte gehört hatte, dem
versammelten Publikum und Hertha stellte dem ihre Original-Geschichte
vor. Und dann bekam jede/r ein kleines Gläschen ... Blüten- und
Kräutersalz von Hertha Glück und ihrer Mutter selbst gesammelt und
zubereitet. Und an dem Gläschen der Spruch des Orga-Teams:
"Erzählen ist das Salz des Lebens"
Welches "Mund-zu-Ohr-Märchen" es gewesen ist? Nun, das können z. B. diejenigen erfahren, die meine "Lichtblicke per Mail" im Juli bekommen ... denn natürlich erzähle ich es weiter.
(08.06.2014) So sieht es aus, wenn Kinder bei mir "Geschichte in Geschichten" mit dem Kamishibai erleben. Anhand von Bildern zum "Götz von Berlichingen" erzählte ich nicht nur die Geschichte des Ritters, sondern die Kinder konnten auch einigen wissenswerten Details zur damaligen Lebensweise der Menschen lauschen und diese erblicken.
... sprach Fatmeh. "Verzeiht, wenn ich euch sage, dass euer Empfang meiner Geschichte nicht würdig ist. Man kann doch Menschen mit solch verdrehten Gesichtern nichts erzählen." Fatmeh schloss die Augen. "Nein! Bei der Seele meiner Mutter, wenn ihr mich nicht um die Geschichte bittet, werde ich gehen", sprach sie sehr ruhig."
Dieses kleine "Schnipselchen" aus "Erzähler der Nacht" von Rafik Schami hat sich - genauso wie die Geschichte, die Fatmeh dann erzählt - tief in meinem Herzen eingenistet.
Deshalb erzähle ich z. B. auf Märkten in meinem Märchenzelt niemals zu festen Zeiten, sondern immer dann, wenn mich die Besucher um eine Geschichte BITTEN ... und wenn sie dann auch noch strahlende Freude im Gesicht darüber zeigen, dann ist das doppelt schön.
Deshalb nehme ich auch Einladungen/Aufträge von Menschen (egal ob im Mittelalterlager oder auch sonstwo), zu ihnen zum Erzählen zu kommen, gerne an. Doch wenn ich merke, dass die Gesellschaft alles andere will als wirklich einer Geschichte zu lauschen, dann trinke ich meinen Tee und gehe. ;-)
Manche Selbständige und Freiberufler (nicht nur Erzähler) sind ja der Meinung, dass sie jeden Auftrag annehmen ... wenn nur das Honorar als "Schmerzensgeld" hoch genug ist. Ich gehöre nicht dazu!
(14.05.2014) "Klassiker der Weltliteratur für Kinder" - das ist eine Buch-/Hörbuch-Reihe aus
dem Kindermann-Verlag. Schon seit Jahren gehört auch die "Ringparabel"
aus "Nathan der Weise" zu meinem Erzählrepertoire. Jetzt möchte ich mein
Programm mit einigen anderen Werken aus dieser Reihe erweitern. Und meine Wahl
fiel als erstes auf "Götz von Berlichingen". Vielleicht empfindet das mancher
als ungewöhnlich, aber dahinter steckt (wie bei mir nicht anders zu erwarten)
eine besondere biografische Geschichte.
Das Textbuch zu diesem Schauspiel von Goethe war eines der ersten Bücher, die
ich aus dem Bücher-Regal meiner Mutter fischte. Ich hatte davon gehört, dass sie
am "Harzer Bergtheater zu Thale" gelegentlich als Statistin auftrat. Ich war
damals vielleicht 9 oder 10 Jahre alt, als ich es las. Erst viel später erzählte
mir allerdings mein Vater, was ihn mit diesem Theaterstück verbindet (denn meine
Eltern waren geschieden und ich sah meinen Vater erst nach 40 Jahren wieder). Er
schickte mir dazu dieses Foto:
Der Junge auf dem Arm des Ritters ist mein Vater. Meine Großmutter und ihre
Kinder waren damals schon Stamm-Statisten am Bergtheater Thale. Sie verdienten
sich damit ein "Zubrot" zum Familien-Einkommen. Das Stück wurde 1953 aufgeführt
und es war für meinen Vater eine richtige kleine Sprech-Rolle. Somit verdiente
er auch statt der üblichen 2 Mark pro Vorstellung 8 Mark ... und die durfte er
auch ganz allein für sich verwenden, für sein erstes eigenes Fahrrad.
Und so habe ich mich entschieden, dies Szene auf dem Bild als Ausgangspunkt für meine Erzählung dieses "Klassikers der Weltliteratur" zu verwenden ... eine Erzählung, die auch für Kinder ab 8 Jahren ein Erlebnis sein kann ... angelehnt an das Original von Goethe und doch in einer verständlichen Sprache. Und das so manches Zitat daraus auch heute noch verstanden wird ... und nicht nur der berühmte Ausruf an den Hauptmann der Belagerer ;-) ... zeigt dieser Ausschnitt aus dem 3. Akt:
„Hab ich nicht unter den Fürsten treffliche Menschen gekannt, und sollte das Geschlecht ausgestorben sein? Gute Menschen, die in sich und ihren Untertanen glücklich waren; die einen edeln freien Nachbar neben sich leiden konnten und ihn weder fürchteten noch beneideten; denen das Herz aufging, wenn sie viel ihresgleichen bei sich zu Tisch sahen …
Ich erinnere mich zeitlebens, wie der Landgraf von Hanau eine Jagd gab und die Fürsten und Herrn, die zugegen waren, unter freiem Himmel speisten und das Landvolk all herbeilief, sie zu sehen. Das war keine Maskerade, die er sich selbst zu Ehren angestellt hatte. Aber die vollen runden Köpfe der Burschen und Mädel, die roten Backen alle, und die wohlhäbigen Männer und stattlichen Greise, und alles fröhliche Gesichter, und wie sie teilnahmen an der Herrlichkeit ihres Herrn …
Sollten wir nicht hoffen, daß mehr solcher Fürsten auf einmal herrschen können? daß Verehrung des Kaisers, Fried und Freundschaft der Nachbarn und Lieb der Untertanen der kostbarste Familienschatz sein wird, der auf Enkel und Urenkel erbt? Jeder würde das Seinige erhalten und in sich selbst vermehren, statt daß sie jetzo nicht zuzunehmen glauben, wenn sie nicht andere verderben … Das wäre ein Leben! Georg! wenn man seine Haut für die allgemeine Glückseligkeit dransetzte.“
Meine Erzählfassung wird übrigens etwa eine Länge von 45 Minuten haben (so genau lässt sich das bei mir nicht immer sagen, weil ich ja immer anders und publikumsorientiert erzähle). Premiere ist auf dem "Großen Mittelaltermarkt zu Illingen" vom 23.- 25.05.2014.
Am 1. Mai unterwegs auf der Familien-Sagen-Wanderung im Taunus. Ich erzählte von "Eberhard" (meinem Wanderstock, der auf dem Bild zu sehen ist), vom "Sumpfschrat" (was aber die Kleinen nicht vom Patschen in den Pfützen abhielt) und die "Sage vom Fuchstanz".
Und so sah es am 11. Mai (Muttertag) bei mir aus. Ich hatte zu den "1. Treisberger Visematenten" eingeladen ... zum Erzählen in meinem Zelt auf unserem Hof. Leider spielte das Wetter nicht so richtig mit, es war wechselhaft, schauerlich kühl und windig. So räumte ich unsere Garage zur "Märchen-Grotte" um und stellte das Zelt nur als Eingangsbereich davor.
Besonders freute ich mich über den Besuch meiner über 80jährigen Nachbarin, die es sich nicht nehmen ließ, während eines Regenschauers zu kommen. "Nehm' ich den Schirm oder nehm ich den Stock ...?" Das war die Frage, die sie mir lachend erklärte, nachdem sie Platz genommen hatte ... mit Schirm ;-)
(24.04.2014) ... wenn sie von Wollen kommt, würde sie ja Wulst heißen." - Ein Zitat, das verschiedenen Quellen zugeordnet wird. Auch während meiner Ausbildung zur Goldmund-Erzählerin habe ich es vom "Meister" oft gehört und stellte es gedanklich schon damals in Frage.
Als mich dann 3 Jahre später eine angehende Erzählerin fragte, wie genau man erkennt, was "gekonnt" oder nur "gewollt" ist ... es gäbe ja so viele "Bewertungskriterien, die fernab von technischer Finesse sind" ... da antwortete ich dies:
Ja, das ist auch ein Gedanke, der mich immer wieder beschäftigt. Ich glaube,
dass es irgendwie ein Verhältnis ist wie "Yin" und "Yan" ... es braucht
beides ... mal das eine und mal das andere in stärkerem Maße. Es gibt Menschen,
die erarbeiten sich ihr Können im Schweiße ihres Angesichts und durch stetiges
Üben. Ich habe die allergrößte Hochachtung vor diesen Menschen. Ich bewundere
sie für ihre Ausdauer und ihren Fleiß. Und es gibt andere, die Kunstfertigkeit
nicht überwiegend durch diesen "Kampf" erreichen, sondern ganz einfach durch
den inneren Glauben, Vertrauen, Liebe und Begeisterung ... sie wollen einfach
und das Können stellt sich ganz von allein ein.
Ich sehe mich häufiger in der
zweiten Gruppe. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mir das wirklich bewusst
gemacht habe. Die Ahnung ist mir während der Goldmund-Ausbildung aufgestiegen,
doch wirklich erlebt habe ich es dann während meiner Wanderung im letzten Jahr.
Niemals wäre ich früher auf die Idee gekommen, dass ich überhaupt 500 km wandern
könnte ... und mich noch früher auch nicht im Traum getraut, dass ich mich allein auf
den Weg machen würde. Aber dann WOLLTE ich es unbedingt: als "wandernde
Mundwerkerin" zu meiner Kunst als Geschichtenerzählerin finden.
(24.03.2014) Am Wochenende war ich im Norden ... im Land der Windmühlen. Gemeinsam mit meinen beiden Erzähler-Freundinnen Julia Dörrbecker und Katja Volmar gestalteten wir den "Weltgeschichtentag", dieses Mal in der Windmühle Heimsen (Petershagen). Unser Quartier und freundliche Aufnahme fanden wir im Pfarrhaus des Ortes. Am liebevoll gedeckten Frühstückstisch mit aufgebackenen Brötchen - die übrigens sehr lecker schmeckten und überhaupt nicht zu lange im Ofen waren, wie die Pfarrerin sich entschuldigte - entspann sich ein Gespräch, das mich auch auf der Heimfahrt noch ins Nachdenken brachte.
Jemand meinte, dass es ja auch Bäcker gibt, die Sonntags offen haben und da meinte die Pfarrerin, es würde ihr niemals einfallen, Sonntags Brötchen zu holen. Der Sonntag ist der Tag des Herrn, der Tag der Ruhe, da wird nicht gearbeitet. Da wandte jemand augenzwinkernd ein, dass ja auch die Pfarrer Sonntags arbeiten ... in der Kirche predigen. Und ohne weitere Überlegung, ganz spontan fuhr die Pfarrerin fort: "Das ist ja keine Arbeit, das ist ja eine Feier ... die Arbeit habe ich ja vorher mit dem Entwickeln und Schreiben der Predigt, die Vorbereitung. Und das sieht ja auch meistens keiner ... die eigentliche Arbeit findet ja hier statt, im Pfarrhaus."
Und ganz genau so ist es mit uns Erzählerinnen und auch anderen Künstlern: Wieviel Arbeit dahinter steckt, das sehen die meisten nicht. Sie sind nicht dabei, wenn wir zu Hause Bücher auf der Suche nach neuen Geschichten wälzen, wenn wir anderen Erzählern zuhören, um nicht aufgeschriebene Geschichten weiter zu tragen (wie das Erzähler schon immer gemacht haben) ... wenn wir sie in Gedanken oder schriftlich für unsere ganz eigene Vortragsweise bearbeiten, wenn wir ein Erzählprogramm erarbeiten, Requisiten besorgen, Plakate gestalten, Gespräche mit Veranstaltern führen ... wenn wir unsere Buchhaltung erledigen, von Auftritt zu Auftritt fahren, Erzähl-Zelte auf Märkten aufbauen ... und, und, und - all das ist in dem Moment, wenn wir auf der Bühne stehen, nicht sichtbar.
Zwei Gedanken-Gänge habe ich aus diesem Gespräch gezogen: Der erste kam mir sofort im Gespräch. Es ist wichtig, dass wir unserem Publikum eben auch von unserer Arbeit erzählen, wo immer es sich ergibt ... dass wir sie teilhaben lassen an dem, was unsere Geschichten so wertvoll macht. Es ist "gekonntes Erzählen" (das waren die sehr lobenden Worte der Pfarrerin in der Veranstaltungspause, als sie sich mit mir unterhielt ... und ein großes Lob aus berufenen Munde!). Und genau deshalb plaudere ich hier immer wieder "aus meinem Nähkästchen", deshalb lassen wir in die Moderation unserer Veranstaltungen auch immer wieder Geschichten über das Erzählen einfließen (viele Leute denken immer noch, wir lesen vor oder lernen auswendig) Und ich habe auch keine Angst davor, hin und wieder eine Geschichte in meiner Erzählversion schriftlich zu veröffentlichen. Eine Zuhörerin, die mich am Samstag erstmalig live erlebte, gab mir das schönste Feedback: "Deine Geschichten kommen so genauso rüber, wie ich sie im Internet gelesen habe ... mit genau derselben Stimme ... so lebendig!"
Und als ich dann während der Rückfahrt auf der Autobahn so an diese "Weltgeschichtentags-Aufführungen" (wir hatten ja zwei ... am Nachmittag für Kinder und abends für Erwachsene) dachte, da kam mir in den Sinn: Ja, eigentlich sind unsere Auftritte ja Feiern ... aus der Freude heraus über unsere gelungene Arbeit. Und da ist es völlig egal, ob der Saal bis auf den letzten Platz besetzt ist oder ob sich ein kleines Häufchen von zwei Händen voll Menschen um die Tische verteilt hat. Es wird gefeiert und es wird nicht weniger ausgeschüttet oder früher Schluss gemacht, wenn weniger Publikum da sitzt. Wir feiern die Feste wie sie fallen ;-)
Und dieser Gedanke gab dann meiner Seele den Sonntag und dem Sonntag eine Seele!
(06.02.2014) Vorige Woche war ich im Kindergarten "Am Schlappmühler Pfad" in Usingen zu Gast. An zwei Tagen durfte ich in den unterschiedlichen Altersgruppen ein besonderes Projekt mit meinen Geschichten eröffnen. Heute berichtet die Taunuszeitung: Kinder bereiten sich auf das Projekt "Faustlos" vor
Es war ein ganz besonderes Erlebnis, wie Ihr sicherlich auch an den Gesichtern der Kinder und Erwachsenen auf dem Foto erkennen könnt. Bereits im Vorfeld hatte ich alles mit der Leiterin Carla von Strassen genauestens abgesprochen. Es sollten für die alteren Kinder auf jeden Fall Geschichten sein, die Gefühle ausdrücken ... für die "kleinen Zwerge" am zweiten Tag kam es ihr vor allem darauf an, dass sie viel Spaß an den Erzählungen haben.
Bereits beim Betreten des Kindergartens am ersten Tag fiel mir auf, dass im Eingang ein großes Flipchart stand, auf dem die Eltern über diese Veranstaltungen informiert wurden. Der Raum war schön hergerichtet mit Decken, Matten, Kuschelkisssen und Deko. Die Beleuchtung zauberhaft und gemütlich. Ich wurde freundlich begrüßt und durfte erst einmal in Ruhe "ankommen".
Die Kinder warteten in dieser Zeit gespannt und aufgeregt vor der Tür. Dann hörte ich die Erzieherinnen mit ihnen ein Auftaktlied singen, in dem auch mein Name vorkam und schließlich strömten 50 - 60 kleine Geister herein. Für die größeren Kinder hatte ich mir die Geschichte vom "wilden Wildschwein-Jungen Utz" ausgesucht, die ich mit dem Kamishibai (Erzähltheater) vortrug. Ich erzählte auch, dass die Bilder dazu von einer angehenden Kindergärtnerin einst gemalt und mir geschenkt wurden. Mit großen Augen verfolgten die Kinder die Erlebnisse des "halbstarken" Wildschwein-Kindes, das andere immer mit seinen kleinen Hauern und bösen Worten verletzt ... und wie es lernte, seine Wut zu zügeln. Und immer wieder beteiligten sie sich auch mit eigenen Erfahrungen (Wie gehe meine Geschwister und ich miteinander um? Wem klage ich mein Leid, wenn ich geärgert worden bin ... der Mama!)
Anschließend war es auch noch mucksmäuschenstill, als ich das Märchen vom "Froschkönig" frei erzählte. Und zum Schluss bekam ich von den Kindern ein Dankeschön ... ein Lied, das sie mir sangen, in dem ich dann lernte, dass Frösche nicht quaken, sondern "Bäh" machen ;-)
Welche Überraschung, als ich am zweiten Tag kam: An dem Flip-Chart hingen schon Fotos vom Vortag ... ach, war das eine Freude, die Momentaufnahmen zu sehen. Ein Junge hatte sich eines der Kuschelkissen in den Arm genommen und drückte sich mit geschlossenen Augen und ganz verzücktem Gesicht daran. Für die kleinen Kinder hatte ich die "Schnee-See-Klee-Reh-Fee" als Geschichte mit Hand- und Fingerpuppen ausgesucht ... ein Märchen mit vielen Reimwörtern und auch hier gab es eine zweite kleine Geschichte ... etwa 15 - 20 Minuten hatte ich die fast ungeteilte Aufmerksamkeit (für 2 - 3jährige ein ganz beachtlicher Erfolg) und mir ging das Herz ganz weit auf!
(17.01.2014) In dieser Woche erhielt ich eine Anfrage von der VHS Hochtaunus, ob ich den jährlichen Empfang für die Dozenten mit meinen Erzählungen im Programm bereichern könnte. Ich schlug dazu vor, Geschichten über das Erzählen selbst vorzutragen ... und wie es das Leben erleichtern kann. Im Gespräch mit dem Verantwortlichen kamen wir dann dazu, dass es "Weisheiten" sein könnten, die den Dozenten Impulse für ihre eigene Arbeit geben. Ich wurde darum gebeten, Vorschläge für einen kurzen Programm-Text zu machen.
Nun musste ich mir dazu erst einmal genau überlegen, welche Erzählungen genau dafür in Frage kommen. Ich habe also mein Repertoire nach möglichen kurzen Weisheitsgeschichten durchsucht ... und wie ich so über meine danach getroffene Auswahl nachdachte, kam
mir in den Sinn, dass alle Geschichten etwas mit mir persönlich zu tun haben ... mit dem, was ich früher als
Ausbilderin, Trainerin und Beraterin erlebt habe. Und mir fiel ein, dass es mir
immer dann besonders gut gelingt, die Zuhörer "in meinen Bann zu ziehen", wenn
ich diese persönlichen Erlebnisse mit einbeziehe, wenn sie sehen, dass das eben
keine "erfundenen Märchen" sind, sondern "Wahrheiten" sind.
Deshalb gab ich also den Vorschlag weiter, diese kurze Weisheiten, die alle etwa eine Länge von 2 - 5 Minuten
haben, mit einer Rahmenhandlung zu umgeben, in der ich die Geschichten realen
Erlebnissen zuordne. Insgesamt wird dieses "Mini-Erzählprogramm" etwa 20 - 25 Minuten dauern.
Und mein Vorschlag zur Ankündigung war dann dieser:
"Wenn die Weisheit ankommen will, nimmt sie
sich die Geschichte als Reisebegleitung. - Aus dem Tagebuch einer
Erzählerin."
Und deshalb steht der Satz nun oben auf dieser Seite ... er gefällt mir besser als der vorherige ... er entspricht mehr meinem Wesen des "unterwegs seins".
"Wenn ich mit Menschen- und Engelszungen redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nur ein tönendes Erz und eine klingende Schelle.
Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und allen Glauben hätte, um Berge zu versetzen, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts."
(Korinther 13,1) Mit Klick auf das Bild öffnet sich mein Video-Neujahrsgruß!